Sinfoniker spielen im Takt des Staubwedels

Beim Rosenmontagskonzert trugen Musiker und Zuhörer Kostüm. Auf der Bühne war sogar ein Kasten mit Bier erlaubt.

Sinfoniker spielen im Takt des Staubwedels
Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. Wenn der Koch das Cello streicht, die Kontrabässe Luftschlangen tragen und der Schellenkranz in Disco-Lichtern flimmert, ist es wieder soweit: Sinfonieorchester und Bühnen feiern Karneval im Opernhaus. Schmerzlich vermisst wurde das traditionelle Rosenmontagskonzert im vergangenen Jahr und dieses Jahr wieder begeistert von fantasievoll kostümierten Besuchern gefeiert. Florian Frannek, stilecht im edlen Mozart Outfit dirigierte die gut gelaunten Musiker, die zusammen mit Sopranistin Annika Boos, Tenor Boris Leisenheimer und Bariton Miljan Milovic in die heitere Welt der Operette entführten.

Die schwungvollen Melodien aus „Clivia“ und „Die lockende Flamme“ sorgten für gute Laune und entspanntes Zuhören. Ganz innig und mit zarten Tönen sang Boos das träumerische „Ich bin verliebt“ und Leisenheimer zusammen mit den festlich gekleideten Damen des Bühnenchores das flotte „Reisen und wandern“. Bariton Milovic glänzte beim zünftigen Trinklied, zu dem die singenden Männer des Bühnenchores auch die Flaschen im echten Bierkasten leerten. Wirbelndes und stimmgewaltiges Finale mit allen Beteiligten war das Duett „Was ich von Liebe weiß“ aus „Der Studentenprinz“ von Sigmund Romberg.

Natürlich durfte die erste Reinigungsfachkraft des Opernhauses nicht fehlen: Ingeborg Wolff, ehemals Schauspielerin an den Wuppertaler Bühnen, überzeugte als humorvolle Moderatorin ihre treuen Fans: „Ich bin ja schon lange ausgemistet worden“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Sie sei mit dem Schauspielhaus alt geworden, „nur bin ich noch nicht so runtergekommen.“ Stolz präsentierte sie ihren Orden: „Fröhlichkeit statt Sparsamkeit“ und — mit Seitenhieb auf die aktuellen Diskussionen um ein festes Ensemble. „Früher gab es hier nämlich noch Verträge.“ Atemlos und mit großer Dramatik rezitierte sie Berthold Bells schaurig-schönes Gedicht „Die Wurst des Verderbens“ und brach in der Mitte ab: „Kinder, das halte ich nicht mehr aus — in meinem Alter.“

Und als sie mit dem Staubwedel das Rheinische Stimmungs-Potpourri dirigierte, gab es kein Halten mehr: Laut sangen die Besucher schunkelnd die Texte mit und tanzten anschließend noch lange im Foyer.

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