Premiere in Cronenberg: Große Kunst im kleinen Horrorladen

Musical-Experte Patrick Stanke setzt bei seinem Regie-Debüt auf schrägen Humor.

Cronenberg. Mit großem Schwung und gleichzeitig viel Liebe zum Detail gibt Patrick Stanke im TiC-Atelier seinen Einstand als Regisseur. Der Musical-Sänger hat sich mit "Der kleine Horrorladen" für sein Debüt eine schräge Komödie voller schwarzen Humors ausgesucht.

Getragen wird die Geschichte von Christofer Schmidt, der die Wandlung vom ungeschickten, umhergestoßenen Ladenhelfer Seymour zum umschwärmten Botanikspezialisten wunderbar darstellt. Mit linkischen Bewegungen räumt er die Blumen im Laden von Mr. Mushnik herum und schmachtet hilflos das Ladenmädchen Audrey an.

Als Mushnik (Hansotto Rademacher) mangels Kundschaft den Laden schließen will, holt Seymour die von ihm gezüchtete, außergewöhnliche Pflanze "AudreyII" hervor. Kaum steht diese im Schaufenster, stürmen schon die Kunden herein und reißen den verdatterten Verkäufern die Blumen aus den Händen.

Radiosender und Journale interviewen Seymour, der immer selbstbewusster wird und sich schließlich an seine geliebte Audrey heranwagt. Susanna Mucha wiederum verkörpert vollendet das schüchterne "Mädchen mit Vergangenheit", das sich bereitwillig vom ihrem Freund, dem Zahnarzt, misshandeln lässt und ihm aufs Wort gehorcht.

Der Zahnarzt (Fabian Böhle) scheint einem Horrorfilm entsprungen zu sein: Mit dicken Bohrmaschinen werkelt er in den Mündern seiner Patienten herum. Die immer größer wachsende Pflanze "Zwo" (als Puppenspieler: Robert Flanze) scheint ihm ein guter Gegenspieler - wenn sie nur nicht so gierig wäre.

Drei junge Damen (Karolin Hummerich, Jana Konietzki und Sabine Henke) besingen als Girls-Trio und Background-Chor versiert das Geschehen, treten mal als Straßengören, mal als Zahnarzthelferinnen oder Revue-Girls auf. Den pessimistischen Schluss des Originals, in dem die beiden Hauptpersonen sterben, ändert Stanke kurzerhand zugunsten eines offenen Happy Ends um.

Dana Großmann hat den handelnden Figuren wieder geschickt Tanzschritte auf den Leib geschrieben, die für Pep sorgen, sich aber auch geschmeidig in die Geschichte einpassen. Das Bühnenbild von Sandra Beckmann und die Kostüme von Wiebke Fichte sorgen dazu für ein passendes 60er-Jahre-Ambiente. Vor allem aber merkt man dieser Inszenierung die große Bühnenerfahrung von Stanke an, der genau weiß, mit welchen Bewegungen er die Zuschauer mitreißen kann.

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