Pina Bausch: Das scheue Reh, das eine Löwin war

Walter Vogel zeigt Porträts, die die Tanz-Ikone von einer ungewohnten Seite zeigen.

Die Bewunderung ist über die Jahrzehnte nicht weniger geworden, auch der Tod der Star-Choreographin hat daran nichts geändert. Im Gegenteil: „Pina gehört zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben.“ Wenn Walter Vogel von seiner Zeit mit Pina Bausch erzählt, spricht größte Zuneigung aus jeder noch so kleinen Silbe. Und auch wenn sie längst Vergangenheit sind, erinnert sich der 78-Jährige an die gemeinsamen Erlebnisse, als seien sie gerade erst passiert.

Walter Vogel über Pina Bausch, die er in den 60er Jahren in der Folkwang-Hochschule kennenlernte.

Da ist es nur konsequent, dass der Fotograf seine Jahre an der Seite „einer absoluten Ausnahmekünstlerin“ nicht allein vor dem inneren Auge Revue passieren lassen möchte, sondern seine Verehrung auch nach außen dokumentiert: Seine Porträts zeigen die Theatergründerin, wie sie nur wenige gesehen haben dürften — im privaten Umfeld, bei der improvisierten kulinarischen Stärkung auf dem Campingplatz, aber auch in künstlerischer Mission, angelehnt an die Ballettstange oder vertieft in das Gespräch mit Tänzern.

In Monaco hat der gebürtige Düsseldorfer seine Ausstellung am Freitag offiziell vorgestellt, in Wuppertal (und weiteren Städten) könnte sie bald ebenfalls zu sehen sein — zumindest, wenn es nach dem Wunsch des leidenschaftlichen Fotografen geht.

Erst einmal machte die Schau aber bis gestern Abend im Fürstentum Station. Abgesehen davon, dass die Porträtaufnahmen das Gastspiel des Wuppertaler Tanztheaters im Grimaldi Forum bestens umrahmten, hat der Ort für Vogel auch aus persönlicher Sicht eine wichtige Bedeutung. „Bevor das Grimaldi Forum gebaut wurde, war hier ein Parkplatz“, erklärt Vogel. „Dort haben Pina und ich einmal geparkt — nicht weit von hier sind wir dann schwimmen gegangen.“

Deshalb finden sich auch virtuose Schnappschüsse von gemeinsamen Reisen unter den Fotos, die seltene Einblicke ermöglichen und Pina Bausch von einer sehr persönlichen Seite zeigen. Es sind bezeichnende Momentaufnahmen — sprechen die Blicke doch für sich. Ob Pina Bausch ganz selbstverständlich die Zigarette vor die Kamera hält, graziös mit einer Seifenblase spielt oder keck den Arm vor der nackten Brust verschränkt: Immer verrät die Haltung Würde, Stolz und Erhabenheit. „Sie war eine fantastische Frau“, sagt Vogel, der von einem „faszinierenden Doppelwesen“ schwärmt und schon kurz nach der ersten Begegnung dachte: „Sie ist ein scheues Reh, hinter dem sich ein Löwe verbirgt.“

Davon konnte sich in Monaco auch eine andere Ausnahmeerscheinung ein Bild machen: Prinzessin Caroline hatte die Ausstellung bewundert, bevor sie in ihrer Loge eine Vorstellung des Tanztheaters verfolgte. Wie das Wuppertaler Ensemble den Besuch der Prinzessin erlebt hat, lesen Sie morgen in der WZ.

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