Patrick Schnicke: Die heimliche Liebe siegte

Patrick Schnicke studierte auf Lehramt, als er Statist wurde. Er blieb im Rampenlicht – und spielt seine Theaterlust nun im Tal aus.

Wuppertal. Als Kind wollte Patrick Schnicke Zirkusdirektor werden. Später siegte bei dem Ensemble-Schauspieler der Wuppertaler Bühnen die Vernunft: Der Sohn einer Medizinerfamilie studierte Spanisch und Biologie auf Lehramt.

Um Geld zu verdienen, jobbte er am Theater. Er schob Kulissen, stand als Statist auf der Bühne und kam schließlich knapp an der Altersobergrenze zum Theater-Jugendclub. Hatte er vorher noch überlegt, ob er vielleicht Klavier studieren solle, war er nun vom Theaterspielen besessen: "Die künstlerische Arbeit an mir und meinen Mitmenschen ist mir sehr wichtig", sagt er.

Schnicke bewarb sich in der ganzen Republik an Schauspielschulen und wurde an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock genommen. "Das war eine tolle Erfahrung dort an der See, die Atmosphäre hat mir gut gefallen." Nach 16 Vorsprechen bekam der junge Schauspieler 2005 direkt im Anschluss an sein Diplom ein dreijähriges Festengagement am Theater der Altmark Stendal. In dem Städtchen zwischen Schwerin und Magdeburg fühlte er sich wohl: "Das war genau richtig - dort konnte ich unheimlich viel spielen."

Pro Jahr stand er in sieben oder acht Produktionen und 150 Vorstellungen auf der Bühne und durfte schnell an großen Rollen der Theatergeschichte ran: "Der Hamlet hat mich total gereizt - diese Zerissenheit der Figur." Eine weitere sehr oft gespielte Lieblingsrolle von ihm war der Roman in den "Comedian Harmonists". Dafür zahlte sich der private Gesangsunterricht für den Bariton aus.

Im Theater Stendal bekam er auch die Rolle des Alkoholikers David Aschinger in "Flasche leer", mit dem er sich dem Wuppertaler Publikum vorstellte. Bereits nach zwei Wochen Proben stand er in Stendal das erste Mal vor einer Schulklasse - während er vorher zwei Jahre lang auf Lehramt studiert hatte, ohne einen einzigen Schüler zu sehen. "Ich hatte total Schiss, so ungeschützt in der Schule, und war überrascht, wie gut das funktioniert", sagt Schnicke.

Auf seiner Tour durch die Klassen sammelte er viele Erfahrungen, erlebte totales Chaos, aber auch beeindruckende Ruhe. Nach den Jahren im Norden wollte der Bonner jedoch wieder in die Nähe der Heimat und hat sofort Gefallen an Wuppertal gefunden: "Die Leute verkaufen sich hier unter Wert - die Stadt hat so viel zu bieten."

Der passionierte Wanderer mag die reizvolle hügelige Umgebung, aber auch die Jugendstil-Altbauten. Mit seine Freundin Susanne Krause, einer Ärztin, und seinen beiden Katzen wohnt er in Wichlinghausen und erkundet nun seine neue Heimat. Sein Vertrag läuft erst einmal nur für ein Jahr, aber er würde gerne länger im Tal bleiben. Eingestiegen ist der 30-Jährige sofort mit einer Vielzahl unterschiedlicher Rollen. Vielleicht erfüllt sich ja dann auch der Wunsch, einmal Tschechow zu spielen.

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