Mut, Intrigen und Optimismus - So geht es im Taltontheater weiter

Jens Kalkhorst, künstlerischer Leiter, über seine Pläne im Taltontheater.

Herr Kalkhorst, Sie kündigen „Gefährliche Liebschaften“ an. Christopher Hamptons Stück ist ein opulentes Schauspiel. Wie bringen Sie es auf die — vergleichsweise kleine — Bühne des Taltontheaters? Als historisches Kostümfest oder in einer abgespeckten, modern-minimalistischen Version?

Jens Kalkhorst: Unsere Produktion beinhaltet beides. Wir warten mit einem opulenten Kostümfest auf. Da sich die Handlung über viele Monate erstreckt, ist es notwendig, die Hauptdarsteller mit mehreren Garderoben auszustatten. Die Inszenierung bietet also durchaus einiges für das Auge. Gleichzeitig spielt das Stück in verschiedenen Schlössern und dort wiederum in verschiedenen Räumen. Dafür hat unser Bühnenbildner eine mobile Kulisse entwickelt, die sich mit wenigen Handgriffen vom Bett in einen Wandschirm, eine Tafel oder ein anderes sinngebendes Element verwandeln kann. Im Ganzen wird es ein schön-spannender Ausflug in das glänzende Zeitalter des Rokoko.

Was reizt Sie am Intrigenspiel ganz besonders?

Kalkhorst: Die Intrige gehört für mich zu einer der großen Triebfedern der Theaterliteratur. Viele berühmte Werke wären ohne Intrige gar nicht denkbar. Hier aber finde ich die Verwicklungen von Intrige und persönlichem Schicksal besonders spannend. Es geht eben nicht nur um die übliche Ränkespinnerei. Das Stück zeigt vor allem, was das Intrigenspiel aus allen Beteiligten macht. Es ist ein perfides Gebilde, das mit den Gefühlen der beteiligten Menschen spielt. Und so wird schnell klar, dass es am Ende nur Verlierer geben kann. So ist es auch nicht einfach nur ein Sittengemälde einer vergangenen Epoche, sondern in seiner Wirkung noch genauso aktuell wie zur Zeit seiner Entstehung.

Gibt es aus Ihrer Sicht eine Schlüsselszene?

Kalkhorst: Christopher Hampton hat den Briefroman in ein fesselndes Theaterstück umgearbeitet, bei dem sich die Szenen wie von selbst ineinanderfügen. Da eine Lieblingsszene herauszunehmen, ist schwierig, zumal Martin Walser für die Übersetzung zuständig ist und auch die deutsche Fassung mit messerscharfen Dialogen und brillanten Wortgefechten aufwartet, die das Verhalten von Männern und Frauen und ihr Verhältnis zueinander beleuchten.

Mit der eigenen Bühne sind Sie nicht nur ein künstlerisches, sondern auch ein finanzielles Risiko eingegangen. Hat sich der Mut gelohnt?

Kalkhorst: Ein definitives Ja. Die erste volle Spielzeit neigt sich dem Ende. In der Hauptsaison — von November bis März — liegt unsere Auslastung durchweg bei mehr als 95 Prozent. Es ist uns gelungen, eine erste Stelle finanzieren zu können. Im Ganzen war unser Weg goldrichtig und wir schauen optimistisch auf die nächste Spielzeit.

Ihre Bühne kann inzwischen auch für private Feiern gebucht werden. Wie groß ist die Nachfrage?

Kalkhorst: Der Schwerpunkt liegt natürlich bei unserer Theaterarbeit, aber da solche Veranstaltungen heute mit großem Vorlauf geplant werden, finden private Feiern immer wieder über das Jahr verteilt statt, wobei neben dem Ambiente auch gerne eine persönliche Theaterveranstaltung dazugebucht wird. Die ersten Weihnachtsanfragen liegen uns bereits vor.

Zurück zum Kern des Ganzen: dem Theater. Welche Produktionen folgen auf „Gefährliche Liebschaften“?

Kalkhorst: Bereits Ende April findet die letzte Premiere der Spielzeit 2012/13 statt. Dürrenmatts „Die Physiker“ stehen auf dem Programm. Die Verantwortlichkeit der Wissenschaft ist für mich angesichts der Ereignisse der vergangenen Jahre — ich denke an Fukushima und die Energiewende — ein Thema, mit dem man sich beschäftigen sollte. Im Mai stellen wir den Spielplan für die kommende Saison vor. Nur so viel: Es wird wieder ein aufregendes und spannendes Theaterjahr.

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