Musik im Licht des Lebens: Lotzmann schwört auf Mozart

Friedensmusik soll Brücken bauen: Matthias Lotzmann, künstlerischer Leiter der Bergischen Kantorei Wuppertal, möchte vor allem Familien für das Requiem begeistern.

Herr Lotzmann, die Bergische Kantorei Wuppertal führt am 24. September Mozarts Requiem d-Moll KV 626 auf. Was macht das Werk so besonders?

Matthias Lotzmann: Mozart erweitert den ausschließlich liturgischen Zuschnitt zu einer universellen Bekenntnismusik. Am Ende dieses kurzen heftigen Lebens greift noch einmal eine radikale Erweiterung des musikalischen Stils Raum, in dem sich die Klangsprache der Klassik und die Kontrapunktik Bachs zu einem neuartigen Ganzen verbinden.

Die geistliche Musik Mozarts auf seinem Sterbebett ist also nicht nur ein religiöses Bekenntnis, sondern allgemein als Friedensmusik zu verstehen, die die Menschen versöhnen soll.

Lotzmann: Ja, der Charakter dieser Musik ist lebensbejahend, tröstend, hoffend, nicht für die Toten, sondern überraschenderweise für die Lebenden — ein Vermächtnis des selbst dem Tode nahen Komponisten, der im Klang des Requiems in das Licht des Lebens blickt. Zugleich ist es beeindruckend, wie angesichts der Torsohaftigkeit des Requiems die Großartigkeit von Mozarts kompositorischen Konzeption immer noch strahlend vor uns steht.

Die Aufführung ist eine Kooperation. Welche Idee steckt dahinter?

Lotzmann: Seit Jahren verbindet mich mit dem Norderneyer Kantor eine kollegiale Freundschaft, aus der die Idee erwuchs, eine musikalische Kooperation der Chöre beginnen zu lassen. Denn Austausch der Erfahrungen und musikalischen Ansichten beflügelt. Wir führen das Werk sowohl auf Norderney als auch in der Alten Kirche Wupperfeld auf.

Der Eintritt ist — wie bei den meisten Konzerten der Kantorei — frei. Weshalb?

Lotzmann: Der Werkkanon der Kirchenmusik, überhaupt die musikalische Kunst, ist nicht nur etwas für diejenigen, die sich eine Eintrittskarte leisten können. Wir haben die vielfache Rückmeldung erhalten, dass häufig zwar das starke Interesse, nicht aber die Finanzkraft ausreicht. Unsere Gesellschaft braucht den Umgang mit den guten musikalischen Traditionen. Auch das dient dem inneren und sozialen Frieden.

Wen haben Sie speziell im Auge?

Lotzmann: Wir möchten vor allem Familien mit Kindern motivieren, in die Konzerte zu kommen, sich mit dieser Musik bekannt zu machen, mit ihr umzugehen und so einen Einstieg in diese Kultur zu finden. Der Mut zum freien Eintritt ist bislang immer — auch wirtschaftlich — belohnt worden. Es gibt Spenden: Die Bereitschaft zur Ausgangskollekte ist immer überwältigend. Mozarts Musik und Musik insgesamt ist eine lindernde Arznei. Und die sollte jedem zur freien Verfügung stehen.

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