Michaela Mehring: Haariger Wechsel an die Wuppertaler Bühnen

Die Mezzosopranistin, die zuletzt als freie Künstlerin in Wien lebte, freut sich auf neue Herausforderungen.

Wuppertal. In Wuppertal zu leben, ist eine haarige Angelegenheit, wie Michaela Mehring mit einem Lächeln feststellt: "Ich bekomme hier Locken - weil es so viel regnet." Neben feuchtem Wetter und einer quirligen Haarveränderung hat die Stadt aber noch mehr zu bieten: "ein tolles Arbeitsklima" und vor allem ein festes Engagement.

Dafür hat die neue Opernsängerin der Wuppertaler Bühnen ihre Zeit zuletzt nicht nur mit ihrer dreijährigen Mischlingshündin Lea, die aussieht "wie ein kleines Reh", und ihrer großen Liebe, dem Opernregisseur Reto Nickler, geteilt. "Ich habe den Sommer mit einer DVD verbracht", bekennt sie ohne Reue.

Auf der DVD ist ja auch nicht irgendein "alter Hut", sondern die aktuelle "Carmen"-Inszenierung zu sehen. So bekam Mehring einen ersten Eindruck von ihrer neuen Herausforderung. Offiziell übernimmt sie die Rolle, mit der sich Stefanie Schaefer aus dem Ensemble verabschiedet hat, am 7. und 8. September. Die beiden Gastspiele sind ihr erster Einsatz für Wuppertal. Und der führt zunächst nach Solingen.

Es hätte auch anders kommen können. Dann wäre die 43-Jährige heute womöglich im Orchestergraben und nicht im Rampenlicht zu finden. Denn gesucht hat sie den Weg auf die Opernbühne erst beim zweiten Anlauf. Beim ersten hielt sie sich an der Querflöte fest - um nach dem Studium zu erkennen, dass man manche Träume loslassen muss, wenn andere wichtiger werden.

So lockte statt der Laufbahn als Musikerin plötzlich eine Karriere als Sängerin. Wobei es im wahrsten Wortsinn ein "Schlüsselerlebnis" gab: Ihr blaues Wunder erlebte Mehring Mitte der 80er. Als die Studentin "blaues Mädchen" in Bayreuth, also Türsteherin im Festspielhaus, war, "durfte ich alle Inszenierungen sehen. Das war großartig!" Noch heute, 20 Jahre später, glänzen die Augen, wenn sie von ihren Auftritten in blauer Uniform erzählt.

Michaela Mehring über das Vorurteil, dass alle Opernsängerinnen aufgedreht und gut genährt sind.

Apropos Tür: Nach dem Gesangsstudium in Detmold hatte sie schnell einen Fuß in der Bühnenpforte - erst an der Bayrischen Staatsoper in München, zuletzt am Staatstheater Kassel, dazwischen in Krefeld/Mönchengladbach. Seitdem gilt sie auch offiziell als ausgezeichnete Sängerin: 1999 und 2000 wurde die gebürtige Kölnerin mit dem "Theater-Oscar" als beste Sängerin der Stadt Mönchengladbach geehrt.

"Die Entscheidung, die Querflöte zur Seite zu legen, war die richtige", sagt sie heute - und nennt auch gleich den passenden Grund: "Ich spiele gern Theater. Noten sind ja erstmal ,nur’ ein Haufen Papier. Sie auch szenisch gut umzusetzen, ist eine unglaubliche Herausforderung."

Theater macht sie aber nur beruflich. "Und nicht im Privatleben", wie sie schmunzelnd betont. "Ich bin gerne ,normal’ - und freue mich, wenn das andere wundert." Dann heißt es nämlich: "Sie sind Opernsängerin?! Aber Sie sind ja gar nicht dick!"

Nein, ist sie nicht. Dafür kann sie sich "am vielen Grün in der Stadt" nicht satt sehen. Ihrem Mann sträubten sich deshalb nicht die Haare, als er hörte, dass es nach Vohwinkel geht. "In Wien ist er Professor an der Uni. Für Wuppertal hat er sich extra eine Auszeit genommen", freut sich Mehring. "Es ist toll, dass er mir Rückendeckung gibt." Und den Freiluft-Fan beim Spaziergehen nicht alleine lässt. So ist anzunehmen, dass die eine oder andere Locke noch hinzukommt . . .

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