Liedermacher ist er fast aus Versehen geworden

Falk Plücker stand vor der Wahl: Bühne oder Doktorarbeit? Am Donnerstag singt er im Live Club Barmen.

Wuppertal. Fast aus Versehen ist Falk Plücker Liedermacher geworden — schließlich hat er ordentlich Abitur und seinen Master in Geschichte und Philosophie gemacht. Beides hat aber nicht verhindert, dass er aus dem Stand ziemlichen Erfolg mit seinen ironisch-sarkastischen Songs hat und als eines der größten Songwriter-Talente gilt. Am donnerstag, 19. März, tritt der 29-jährige Wuppertaler, der seit 2011 in Berlin wohnt, im Haus der Jugend in Barmen auf.

Herr Plücker, wollten Sie überhaupt auf die Bühne?

Falk Plücker: Nicht direkt. Ich habe zwar schon immer Texte geschrieben, aber die allenfalls im Bekanntenkreis mal gespielt. Mein erstes Album „Stück für Stück“ habe ich mit Freunden produziert und an den Liedermacher Götz Widmann geschickt — wegen ihm habe ich nämlich ernsthaft angefangen, Lieder zu machen.

Was passierte dann?

Plücker: Ziemlich lange nichts. Dann haben mich Götz Widmann und seine Frau über Silvester zu sich in die Schweiz eingeladen. Wir haben uns gleich richtig gut verstanden, danach bin ich testweise als Gast bei seinen Konzerten aufgetreten.

Falk Plücker über den Titel seines Albums „Mama“

Was ist mit dem Studium?

Plücker: Das habe ich abgeschlossen. Ich hätte mir auch eine Museumstätigkeit und eine Promotion vorstellen können — diese bürgerliche Alternative war in meinem Kopf immer das, was ich machen würde. Aber nachdem mich Götz bei seinem Label unter Vertrag genommen hat, gehe ich mit Begeisterung einen anderen Weg. Allein hätte ich mich nicht getraut.

Seit Februar sind Sie solo unterwegs, haben schon 30 Konzerte gegeben. Wie groß ist die Nervosität?

Plücker: Am Anfang war es wirklich grausam. Jetzt bin ich in den letzten 30 Minuten vor dem Auftritt etwas angespannt — aber das ist gut für die Konzentration. Wenn ich einmal auf der Bühne bin, macht es total Spaß.

Wie läuft die Tour?

Plücker: Erfolgreicher als gedacht. Wir hatten auf 35 bis 40 Zuschauer im Schnitt gehofft, es kommen aber 50 bis 60. Ich wäre von selbst nicht auf die Idee gekommen, dass es so viele Leute interessiert.

Warum heißt das neue Album eigentlich „Mama“?

Plücker: Das ist eine Hommage an meine tolle Mutter — allerdings eine sehr ironische.

Aber das Video zum Titelsong hört doch damit auf, dass sie Ihnen die Gitarre wegnimmt.

Plücker: Ja schon. Aber Mütter meinen es eigentlich immer gut, auch wenn das nicht in jedem Moment so rüberkommt. Es sind auch nicht alles meine Erlebnisse, vieles hört man.

Können Sie von der Musik leben?

Plücker: Reich wird man natürlich nicht — erst mal (lacht). Ich bin ja schon sehr privilegiert, weil Götz’ Firma mich für kleinere Clubs bucht und ich nicht an Kneipen Klingen putzen muss. Ich habe mir insgesamt drei Jahre gegeben.

Was passiert in dieser Zeit?

Plücker: Zwei Jahre lang toure ich im Sommer und Herbst als Vorprogramm mit Götz, im Winter bin ich solo unterwegs. Im dritten Jahr will ich es allein schaffen, dann müssen mich die Leute kennen. Ich sehe dann ja, ob es läuft — ob im Schnitt 80 Leute kommen oder ob es auf 30 sinkt. Dann muss ich sagen: „Ok, das soll nicht sein.“ Dafür hat man ja immer noch sein abgeschlossenes Studium.

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