Lebendige Sicht auf französischen Autor

Der Wuppertaler Arne Ulbricht hat einen Roman über Guy de Maupassant geschrieben.

Wuppertal. Es beginnt mit dem düsteren Ende des großen französischen Schriftstellers: Guy de Maupassant verliert mit 42 Jahren den Verstand, kann sich nur bruchstückhaft an sein Leben als berühmter Schriftsteller erinnern. Wie er zu diesem erfolgreichen Autor wurde, schildert Arne Ulbricht in seinem soeben erschienenen biografischen Roman „Maupassant“.

Dieses Werk war für den Wuppertaler Autor, der bisher vor allem mit Sachbüchern bekannt wurde und zunächst einen zeitkritischen Roman geschrieben hat, ein langgehegter Wunsch. Seit seiner Schulzeit verehrt er den Franzosen, der als einer der großen Erzähler des 19. Jahrhunderts gilt.

Fasziniert habe ihn dessen Vielseitigkeit, die er entdeckte, als er sich intensiver mit ihm beschäftigte. „Er ist ja berühmt für seine Novellen“, erklärt Arne Ulbricht. „Aber er hat auch Theaterstücke und ganz fetzige Gedichte geschrieben. Zudem war er Extremsportler und wegen seines ausschweifenden Sexuallebens politisch nicht korrekt.“

In seinem spannend erzählten Roman zeichnet Ulbricht die Entwicklung des Autors nach, erzählt von der Kindheit an der französischen Küste, der Jugend im verhassten Internat, wo er mit Hilfe des Schreibens der strengen Schul-Atmosphäre entkommt. Erste sexuelle Erfahrungen schildert Ulbricht sehr explizit.

Der Roman erklärt, wie Maupassant durch Erlebnisse während des Kriegs gegen die Preußen zum Kriegsgegner wird, lässt ihn über die langweilige Arbeit im Ministerium stöhnen und schildert die Ruderfahrten mit Freunden auf der Seine, bei denen sie oft junge Frauen zu sexuellen Abenteuern überreden können.

Viele Jahre kämpft Maupassant darum, ein anerkannter Schriftsteller zu werden. Ihn unterstützt der berühmte Gustave Flaubert, der seine Werke begutachtet, später hilft ihm die Bekanntschaft mit dem damals gefeierten Emile Zola.

Diesen und anderen Größen begegnet der Leser als lebendigen Figuren in ihrer Zeit, von der der Roman ein anschauliches Bild vermittelt. Geschickt vermischt Ulbricht Biografisches mit dem Stoff von Maupassants Werken.

„Ich habe unglaublich viel gelesen“, berichtet Ulbricht. Dazu gehören auch Briefe, Zeitungsartikel sowie Äußerungen anderer über Maupassant. Jahrelang habe er sich Abend für Abend mit dem Schriftstellerkollegen beschäftigt. Es ist ihm gelungen, die Fülle der Informationen zu einem leicht zu lesenden Roman zu verarbeiten. Dass die Sprache dabei sehr heutig ist, hilft dem Verständnis, passt aber ab und zu nicht zur geschilderten Zeit.

Ulbricht bleibt eng an seiner Figur, so dass sich der Leser identifizieren kann. Dabei könnte einige Male eine Einordnung in die Zeit dabei helfen, die Skandalträchtigkeit so manchen unkonventionellen Verhaltens zu verstehen.

Ein Jahr hat Ulbricht am Roman geschrieben — zunächst mit einer Feder: „Ich wollte wissen, wie sich das anfühlt.“ Überarbeitungen nahm er aber doch am Computer vor. Damit das Buch nicht zu umfangreich wird, beschränkte er sich auf die Zeit vor dem großen Erfolg, denn diese interessierte ihn besonders: „Ich wollte wissen, wie er so geworden ist.“ Eine Fortsetzung der Biografie wäre aber sein Traum.

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