Kunst in der ausrangierten Tankstelle

Das Kollektiv „Bob’s Service“ stellt bis Ende Juni in der ehemaligen Tankstelle am Barmer Bahnhof aus.

Barmen. Für drei Wochen erwacht die eigentlich ausrangierte Tankstelle hinter der Oper zu neuem Leben. Mit „Bob’s Service“ hat ein Künstlerkollektiv diesen verfallenen Ort reanimiert, Materialien und Formen aufgenommen und unter dem Motto „Geschichte bewahren, denn sie hat Zukunft“ transformiert. Die Ex-Tanke an der Wittensteinstraße ist nun ein mehrteiliges Kunstobjekt, 13 verschiedene Werke von der monochromen Malerei in Rot bis zu einer Fotowand sind zu sehen.

„Schon während wir gearbeitet haben, kamen oft Schüler und interessierte Passanten und wollten wissen, was wir hier machen“, erinnert sich Andreas von Ow (32), einer der sechs Mitstreiter. Die Vernissage am Samstag war dann eine große Sause, das Tankstellenhäuschen mutierte zur Verpflegungsstation.

Die Idee, diesen verlassenen Raum zum Kunstobjekt zu machen, hatte ursprünglich David Semper. 1980 in Wuppertal geboren, und mittlerweile zwischen Krefeld, Freiburg und dem schweizerischen Chur zu Hause, ist er noch immer stark mit seiner Geburtsstadt verbunden. „Die Stadt hat kein Geld, dafür Qualität, eine spannende Struktur und noch immer gute Kreative.“ Die stillgelegte Tankstelle als weiteren Kulturpunkt im Dreieck zwischen Engelshaus, Oper und Barmer Bahnhof zu reaktivieren, gefiel ihm. Schnell waren mit seinen Ex-Kommilitonen Stefanie Gerhardt, Kriz Olbricht (Freiburg), Andreas von Ow, Natalie Obert (Karlsruhe) und Sebastian Dannenberg — sie kennen sich vom Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart — Mitmacher gefunden.

Semper selbst hat zum Beispiel mit „Ölfleck“ „teilweise die Geschichte des Ortes aufgenommen“, nimmt aber auch Bezug zu Theorien des Aktionskünstlers Joseph Beuys. Natalie Obert nutzte für ihre Installation ein Fallrohr, das sie mit Kalkputz und Bottich kombinierte und das ganze „Impluvium“ nennt, und Kriz Olbricht schuf ein Lichtobjekt, indem er das eigentlich zerstörte Leuchtreklameschild mit Gewebeband neu gestaltete.

„Mal gucken, wie sich alles nach drei Wochen verändert hat“, sagen die Sechs. Zur Finissage anlässlich der „Nacht der Museen“ werden sie wieder vor Ort sein und sind gespannt, wie und ob sich „Bob’s Service“ durch die Witterung, Partygänger und Besucher ausgestaltet hat. Die 13 Kunstwerke werden abgebaut. „Die temporäre Wiederbelebung soll auch zeigen, was man aus diesem Platz machen könnte“, sagt Semper. Nämlich einen Kulturort zum Verweilen, der zum Dialog mit Kunst und Kultur einlädt und Leute aus ihrem Alltag holt.

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