Künstlerpaare (7): Bei den Bauers ist Musik Familiensache

Magdalene Zuther und Jochen Bauer verbindet mehr als die Liebe zum Theater.

Wuppertal. Wuppertals Kultur hat viele Gesichter. Zwei davon lächeln ganz besonders innig — menschlich gesehen sind sie ein Paar, künstlerisch betrachtet eine Schnittstelle. „Wir verbinden die freie Szene mit der institutionellen“, sagt Magdalene Zuther mit einem liebevollen Augenzwinkern.

Jochen Bauer stimmt zu — kopfnickend. Der 45-Jährige ist sozusagen die „institutionelle“ Hälfte des Ehepaars: Der Bass ist der Sohn von Opernsänger Hartmut Bauer, gehört seit zehn Jahren zum Chor der Wuppertaler Bühnen und treibt im Barmer Opernhaus derzeit als einer von Ali Babas 40 Räubern sein Unwesen. Seine Frau hat ihr Büro im „Ort“, engagiert sich in der Peter-Kowald-Gesellschaft und betreut freie Kunst- und Kulturprojekte im Bereich Theater, Tanz und Musik. Da passt es bestens, dass sie auch über Veranstaltungen wacht, in denen der eigene Ehemann die Stimme erhebt („Von Pérotin bis Pärt“).

Womit die Familie allerdings längst nicht komplett ist. Der lebende Beweis dafür, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen freier und institutioneller Szene auch in privater Hinsicht fruchtbar sein kann, sind Lotte (10) und Paul (5). Die Tochter spielt Geige, der Sohn „könnte sich in Richtung Schlagwerk bewegen“, wie der stolze Vater vermutet. „Er ist rhythmisch begabt.“ Und er scheut sich nicht, die Arbeit des Papas zu kommentieren, wenn er ihn im Opernhaus besucht. Bauer muss schmunzeln. „Paul sagt immer: Du kannst aber laut singen!“

Apropos Familienbande: Auch Jochen Bauer hat seinen Vater einst am Arbeitsplatz beobachtet. Und nicht nur das. Mit sechs Jahren stand er erstmals selbst auf der Bühne. Vier Jahre später folgte der erste solistische Einsatz — als „Der kleine Schornsteinfeger“ nach Wuppertal kam.

An die Oper von Benjamin Britten erinnert er sich noch heute mit glänzenden Augen — genauso wie an die Schultheater-Zeit am Carl-Fuhlrott-Gymnasium und das Gesangsstudium an der Musikhochschule in Wuppertal und Köln. Na klar: Wer einen Profi-Sänger als Vater hat, dürfte Musik im Blut haben — da sollte der Weg ins Rampenlicht vorgezeichnet sein. So naheliegend, wie es klingen mag, ist es am Ende aber doch nicht. „Meine Eltern wollten mich nicht in eine musikalische Richtung drängen“, erklärt Bauer. „Ob Sie’ s glauben oder nicht: Ich konnte lange keine Noten lesen. Ich musste das erst nachholen.“ Umso wichtiger ist dem Sänger heute, dass die eigenen Kinder ein Instrument lernen und möglichst spielerisch den Zugang zur Welt der Töne finden. „Lotte spielt Harry-Potter-Musik auf der Geige. Das ist toll!“

Bevor die private Symbiose mit Ehering besiegelt werden sollte, hatte sich das Duo übrigens beim ersten Pina-Bausch-Festival kennengelernt. 1998 war das.

Zuther organisierte das Spektakel als Assistentin des Produktionsleiters. Der Bass, „tiefster Pina-Bausch-Fan“, war als Zuschauer Stammgast — und fiel der gebürtigen Bonnerin deshalb schnell ins Auge. 14 Jahre später steuert das Paar mit (mindestens) derselben Begeisterung wie damals das Opernhaus an. Kein Wunder: Wenn „Das schlaue Füchslein“ am 12. Mai Premiere feiert, steht nicht nur Jochen Bauer auf der Bühne. Auch Tochter Lotte mischt mit — die junge Dame singt im Kinderchor. Wie gesagt: Wuppertals Kultur hat viele Gesichter — die jüngsten sind gerade erst im Kommen.

“ „Das schlaue Füchslein“ hat am Samstag, 12. Mai, um 19.30 Uhr Premiere im Opernhaus. Außerdem ist Jochen Bauer morgen um 18 Uhr in der Märchenoper „Ali Baba und die 40 Räuber“ zu sehen (und hören).

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