Kafka auf der Opernbühne

Im Opernhaus wird am Samstagabend die Oper „La porta della legge“ des Komponisten Salvatore Sciarrino uraufgeführt.

Wuppertal. In Wuppertal ist der italienische Komponist Salvatore Sciarrino schon lange kein Unbekannter mehr. Bereits zum vierten Mal geht ein Werk von ihm im Barmer Opernhaus über die Bühne. Nach den Aufführungen der Werke "Luci mie traditrici" (2002), "L’infinito nero" (2004) und "Macbeth" (2006) steht nun mit "La porta della legge" erstmals eine Uraufführung auf dem Programm. Das Auftragswerk mit dem deutschen Titel "Das Tor zum Gesetz" wird am Samstagabend, 25. April, um 19.30 Uhr in der Regie von Opernintendant Johannes Weigand uraufgeführt.

Das Libretto hat der 1947 in Palermo geborene Komponist ausgehend von Franz Kafkas Text "Vor dem Gesetz" erarbeitet. In der meisterhaften Erzählung kommt ein einfacher Mann vom Lande zum Tor des Gesetzes mit dem Wunsch, eingelassen zur werden. Ein Wächter hält ihn davon ab, ohne sich genauer zu erklären. Der Mann wartet vor dem Tor. Ein Leben lang. Bis er stirbt.

Der Komponist hat Kafkas Erzählung als einen Monolog, quasi eine Zustandsbeschreibung des Mannes vor dem Tor ausgestaltet. Darin eingelassen ist die wörtliche Rede des Wächters. Die Rolle des undurchschaubaren Türstehers übernimmt der Bassist Michael Tews. Der wartende Mann hingegen ist gleich zweimal besetzt, und das macht die besondere Anlage der Oper aus.

In der ersten Szene singt der Bassbariton Ekkehard Abele die Figur. Wenn der Mann vor dem Tor gestorben ist, setzt mit der zweiten Szene die Erzählung noch einmal an. Dann ist der Part mit dem Countertenor Gerson Sales besetzt. Das musikalische Material mit den für Sciarrino typischen Mikromotiven, den Glissandi, den Atemgeräuschen der Bläser, den eindringlichen tastenden und suchenden Wiederholungen der Sänger wird nun noch einmal von Neuem durchschritten und durchgespielt mit Abweichungen, Varianten und feinen neuen Auslotungen des Klanges.

Schließlich setzt mit der dritten Szene die Erzählung noch ein weiteres Mal an. Jetzt singen beide Männerfiguren gemeinsam - bis die Oper recht unvermittelt abbricht. In der dritten Szene sind für Weigand ganz klar alle Menschen gemeint. Doch anstatt diesen Aspekt mit einer Heerschar von Statisten zu verdeutlichen, hat der Regisseur ein anderes Mittel gewählt. Er setzt Videomaterial ein, um die zwei Männerfiguren wirkungsvoll zu vervielfachen.

Die Uraufführung der Kafka-Oper darf als großes Kulturereignis gelten. Sciarrino ist ein weltweit gefragter Komponist, insbesondere in Deutschland werden viele Werke von ihm gespielt. "Der Italiener hat eine völlig neue, intensive Theatersprache entwickelt", erklärt Weigand.

Der Regisseur erarbeitet die darstellerische Umsetzung der Figuren anhand von wiederkehrenden Haltungen und Gesten. "Das ergibt starke Situationen im Zusammenspiel mit der sehr theatralischen Musik", verspricht er. So entstehe eine Bühnenerzählung, die bei aller Modernität sehr nachvollziehbar sei. "Und auch wenn es eine bedrückende Geschichte ist, so gibt es in Sciarrinos Werken auch immer einige humorvolle Elemente", ergänzt der Regisseur.

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