Jana Voosen: Vom „Marienhof“ zur Schriftstellerei

Jana Voosen veröffentlicht ihren fünften Roman – und hilft Liebenden auf die Sprünge. Im WZ-Interview erklärt sie, was genau sie damit meint.

Frau Voosen, Vivi, die Hauptheldin Ihres Romans, macht eine Liebesdienst-Agentur auf. Sind Sie auf die Idee gekommen, weil Sie selbst gerne einmal eine Agentur in Anspruch genommen hätten?

Jana Voosen: Nein, das sicher nicht. Ich fand es nur einfach eine witzige Idee. Viele Menschen sind heutzutage von ihrer Karriere so gefordert, dass sie kaum noch Zeit für andere Dinge haben. Deshalb gibt es mittlerweile für alles und jedes ein Dienstleistungsunternehmen - wie Pizzaservice oder Reinigungsunternehmen. Ich habe das einfach ein bisschen weitergesponnen.

Was würde Vivi unseren Lesern raten: Wie sieht die perfekte Liebeserklärung aus?

Voosen: Zunächst mal sollte sie natürlich von Herzen kommen. Und klarmachen, dass man sich ein bisschen was dabei gedacht hat. Mit Geld hat das nichts zu tun, sondern mit Zeit und Mühe, die man investiert. Ein wackeliges "Ich-liebe-Dich" aus Zuckerguss auf einer selbst gebackenen Torte ist tausendmal schöner als das perfekte, teure Gegenstück vom Konditor.

Was war die schönste Liebeserklärung, die Sie bis jetzt selbst erhalten haben?

Voosen: Ich finde, dass es mehr die Taten eines Menschen als seine Worte sind, die wahre Liebe ausdrücken. Wenn ein Mann an meinem Auto die Reifen wechselt, finde ich das toll. Wenn ich nach dem vierten Reifen plötzlich bemerke, dass ich ihm die falschen Schrauben gegeben habe, und er dann grinst, etwas von "Frauen und Technik" murmelt und von vorne anfängt, dann weiß ich, dass er mich liebt.

Wie viel Jana steckt in Vivi beziehungsweise umgekehrt?

Voosen: Die romantische Ader haben wir sicherlich gemeinsam, auch wenn sie bei Vivi im Laufe der Jahre ein bisschen verschüttet wurde. Ansonsten kommen wir aus zwei Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Sie hat dieses Kämpferische, Ehrgeizige, steht ihre Frau in einem von Männern dominierten Haifischbecken und arbeitet bis zur völligen Erschöpfung. Eine echte Karrierefrau. Ich arbeite zwar auch viel, aber meine Arbeit empfinde ich nicht als solche.

Wirklich nicht?

Voosen: Nein, es ist meine Leidenschaft. Ich quäle mich vor einem Dreh nicht aus dem Bett - selbst wenn ich um fünf Uhr morgens aufstehen muss. Ich freue mich darauf, spielen zu dürfen. Und ich liebe es, mich mit einer Kanne Tee an den Schreibtisch zu setzen und mir Geschichten und Figuren auszudenken.

"Mit freundlichen Küssen" ist bereits Ihr fünfter Roman. Jedes Jahr ein Buch zu veröffentlichen, erfordert viel Disziplin - und viel Fantasie. Greifen Sie Geschichten aus Ihrem persönlichen Umfeld auf?

Voosen: Nicht insofern, dass ich die Geschichten aufgreife und eins zu eins aufschreibe. Aber manchmal führt ein Fragment, ein Satz oder irgendein Erlebnis zu einer Idee und die dann in einen Roman. Beispielsweise hat mich eine Freundin mal zu einer Handleserin geschleppt, daraus entstand die Figur der Thekla in "Zauberküsse". Die Geschichte entsteht dann wie von selbst um diesen Ausgangspunkt herum.

Sie sind auf vielen Feldern aktiv - als Schauspielerin, Buch- und Theaterautorin. Was ist als nächstes geplant?

Voosen: Im Moment schreibe ich an Roman Nummer sechs, der im nächsten Jahr erscheinen wird. Außerdem spiele ich diesen Monat eine Episodenrolle bei der "Küstenwache", und ein Projekt für Sat1 ist in Planung. Dazu kann ich aber leider noch nicht mehr sagen.

Ist auch eine Lesung in Wuppertal geplant?

Voosen: In absehbarer Zeit leider nicht.

Welche Lektüre liegt auf Ihrem Nachttisch?

Voosen: Da ich leidenschaftliche Tangotänzerin bin, hat mir meine Mutter den Roman "Drei Minuten mit der Wirklichkeit" von Wolfram Fleischhauer geschenkt. Eine wunderbare, spannende Geschichte über Liebe, Tango und Politik.

Frau Voosen, vielen Dank für das Gespräch.

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