Jana Voosen lässt lieben und lügen

Eine erfolgreiche Schriftstellerin schreibt über eine gescheiterte Autorin: „Prinzessin oder Erbse?“ heißt das Buch, das im Juni erscheinen soll. Jana Voosen, die in Barmen aufwuchs, verrät der WZ erste Details.

Wuppertal. Frau Voosen, im Frühsommer erscheint Ihr neuer Roman. Wer fühlt sich denn als „Prinzessin oder Erbse?“, wie es der Titel verheißt?

Jana Voosen: Fanny, die Protagonistin, ist gescheiterte Roman-Autorin und landet durch Zufall in der Presseabteilung einer Telenovela. Dort beherrschen Lügen und Skandale den Alltag und sie hat alle Hände voll zu tun, die Fassade nach außen hin zu wahren. Als sie sich dann in den schönen Hauptdarsteller verliebt, weiß sie selbst nicht mehr so recht, was nun eigentlich Schein und was Sein ist — und welche Rolle sie in seinem Leben spielt: Prinzessin oder Erbse?

Auch sonst liefern Sie Ihren Fans im Jahr 2011 reichlich Lesestoff. In einer Kurzgeschichten-Sammlung sind Sie ebenfalls vertreten. „Liebe macht doof“ heißt die Anthologie, die Steffi von Wolff herausgeben wird. Unterstreichen Sie diese These mit einem Augenzwinkern oder mit dem Mut weiblicher Verzweiflung?

Voosen: Ich bemühe mich immer um einen ungewöhnlichen Blickwinkel, wenn ich eine Geschichte zu einer Anthologie beisteuere. Meistens schreiben ja 20 oder noch mehr Autoren zu dem selben Thema. Damit es da nicht zu Doppelungen kommt, versuche ich immer, ein bisschen aus der Reihe zu tanzen. Die Geschichte hat am Anfang einen überraschenden Twist, deshalb möchte ich hier nicht zu viel verraten. Nur so viel: Sie hat mich von meiner Spinnenphobie geheilt.

Das dritte Buch, zu dem Sie eine Kurzgeschichte beisteuern, erzählt, was „Die Mütter-Mafia und Friends“ erleben. Was kann schon verraten werden?

Voosen: Diese Anthologie wird von Kerstin Gier herausgegeben, von der ich ein großer Fan bin. Dementsprechend habe ich mich wahnsinnig gefreut, dass ich für sie etwas zum Thema Muttersein schreiben durfte. Da ich selbst noch keine Kinder habe, wurde es eine Geschichte, die sich mit der Frage „Kinder oder Karriere oder beides?“ auseinandersetzt — allerdings auf eine skurrile Weise. So skurril, dass meine Agentin am Anfang etwas irritiert war. Aber mittlerweile gefällt ihr meine ausgefallene Herangehensweise.

Schreiben Sie lieber Kurzgeschichten oder ganze Romane?

Voosen: Es hat beides seine Vorteile. An Kurzgeschichten mag ich, dass ich mich dort weit aus dem Fenster lehnen kann und auch mal durchgeknallte Sachen schreiben kann. Der Phantasie sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt. Aber das ist natürlich immer nur ein kurzer Spaß und normalerweise innerhalb von ein oder zwei Wochen beendet. In meine Romane kann ich tiefer eintauchen. Ich arbeite täglich für Monate daran, lerne die Figuren kennen, das ist eine viel intensivere Arbeit, die mir großen Spaß macht.

Wissen Sie vor dem Schreiben schon ganz genau, wo die literarische Reise hingeht, oder gibt es auch Weggabelungen, die sich erst im Schreibprozess offenbaren und unerwartete Perspektiven eröffnen? Anders gefragt: Hat sich eine Geschichte schon einmal so verselbständigt, dass sie ein ganz anderes Ende nahm, als sie am Anfang gedacht hätten?

Voosen: Eine grobe Vorstellung habe ich meistens schon. Nur bei meinen ersten beiden Romanen habe ich einfach losgeschrieben und mich komplett überraschen lassen. Mittlerweile überlege ich mir vorher in etwa, was passieren wird, bin aber offen für alles, was während des Schreibens auftaucht. Das ist für mich der schönste Teil der Arbeit, wenn plötzlich Figuren, Situationen und Konflikte auftauchen, die ich nicht erwartet habe. Es fällt mir noch immer schwer zu beschreiben, was in diesen Momenten tatsächlich passiert. Es fühlt sich an, als würde die Geschichte ein Eigenleben entwickeln, sich selbst erzählen, und ich müsste sie nur noch aufschreiben.

Ihr Vater hat inzwischen auch zwei Romane veröffentlicht. Fragt er Sie um Rat?

Voosen: Ja, wir sprechen häufig miteinander über unsere Arbeit. Er war immer schon einer der Ersten, die mein fertiges Manuskript zu lesen bekommen haben, und jetzt ist es umgekehrt genauso. Wenn mir das jemand vor zehn Jahren erzählt hätte . . .

Ihr Herz schlägt nicht nur für die Literatur, sondern vor allem auch für die Filmszene. Was geben Sie ihm Hotel als Beruf an: Schriftstellerin oder Schauspielerin?

Voosen: Das ist eine gute Frage, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Aber meistens wohne ich ja in Hotels, wenn ich irgendwo drehe, da gebe ich dann logischerweise Schauspielerin als Beruf an.

Wie bringen Sie beide Leidenschaften „unter einen Hut“?

Voosen: Das ist gar nicht so schwierig, wie man vielleicht denken könnte. Mit der Schreiberei bin ich ja extrem flexibel und kann mir die Arbeit selbst einteilen. Selbst in Jahren, in denen ich viel drehe, gibt es immer wieder auch Zeiten, in denen ich mich dem Schreiben widmen kann. Allerdings mache ich nie beides auf einmal. Wenn ich gerade irgendwo spiele, dann konzentriere ich mich voll und ganz darauf. Und selbst wenn ich am Drehort dann mal einen oder auch mehrere Tage frei habe, setze ich mich nicht an den Laptop. Ich vertiefe mich in meine Rollen genauso wie in meine Geschichten und kann und will da nicht hin- und herspringen.

Vor welcher Kamera werden Sie als nächstes stehen?

Voosen: Es gibt noch keine konkreten Pläne für dieses Jahr. Im Winter ist es ja meistens ruhig und ich schreibe schon wieder am nächsten Roman, der 2012 erscheinen wird. Nächste Woche habe ich ein Casting, aber ich kann noch nicht sagen, wofür. Da bin ich extrem abergläubisch. Aber ich hoffe sehr, dass es klappt.

Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch: ein Drehbuch, ein eigenes Manuskript oder der Roman eines Kollegen?

Voosen: Ich habe gerade „Smaragdgrün“ von Kerstin Gier gelesen. Und jetzt wartet „Sturz der Titanen“ von Ken Follett.

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