Jana Konietzki: Der lange Weg zum Musical-Glück

Das TiC macht seinem Ruf als Talentschmiede erneut alle Ehre: Jana Konietzki wird ins Profi-Lager wechseln.

Cronenberg. Schuld — in positivem Sinne — sind ihre Eltern. Sie brachten das Ganze ins Rollen und wiesen ihrer Tochter den Weg. Als sie Jana Konietzki erzählten, wo es Theater gibt, wurde die junge Wuppertalerin hellhörig: „Meine Eltern waren früher regelmäßig im TiC und schwärmten davon, dass es dort viele witzige Komödien gibt.“ Ein Hinweis mit wahrhaft dramatischen Folgen — denn die junge Dame macht inzwischen selbst Theater. Im TiC, versteht sich.

Schuld daran hat allerdings — in ebenfalls positiver Form — auch das Schulsystem der Vereinigten Staaten. Mit 16 startete die heute 22-Jährige ein großes Auslandsabenteuer: Als Austauschschülerin lebte sie ein Jahr lang in Idaho — in ländlicher Umgebung und begeistert von der Theater-AG. „Die Schulinszenierungen dort sind viel professioneller als hier“, erzählt die Musicaldarstellerin mit leuchtenden Augen. „Ich fand es super, durfte bei vier Stücken mitmachen und wollte das in Deutschland unbedingt fortsetzen.“

Jana Konietzki über das TiC-Team, das sie unterstützt und auf die Prüfungen vorbereitet hat.

Zurück nach Wuppertal also: Die Karriere der frischgebackenen Gesangsstudentin, die den Sprung vom semiprofessionellen TiC-Alltag zur professionellen Ausbildung geschafft hat und in den Niederlanden gerade ein neues Leben beginnt (siehe Infokasten), begann im Dezember 2008 in Cronenberg. „Wenn ich heute an das Casting im TiC zurückdenke, war das eher albern.“ Konietzki lächelt. „Auf jeden Fall nicht herausragend.“

Die Sopranistin ist erfrischend ehrlich. Bodenständig wirkt die Musical-Begeisterte, die in Unterbarmen aufgewachsen ist und in Cronenberg Theater macht. Da scheint es nur konsequent zu sein, dass am Ende eine Bewerbung an einer Musical- und Schauspielschule stehen sollte. Doch es kam anders als geplant. Dass es erst beim 13. Anlauf — drei Jahre nach dem Abitur — klappen sollte und die obligatorische Ochsentour von Aufnahmeprüfung zu Aufnahmeprüfung viel Disziplin, Energie und Nerven gekostet hat, verschweigt sie nicht.

Denn die Zeit hat sie genutzt — und während des Bewerbungsmarathons immer wieder in ihrer Heimatbühne Kraft und Inspiration getankt. „Ich habe das TiC von allen Seiten kennengelernt, unter anderem auch beim Kartenverkauf mitgearbeitet.“

Die 22-Jährige weiß, wie hart das Geschäft ist, wie viel Arbeit dahintersteckt und wie gut die Nähe zum Publikum sein kann, wenn sie so groß ist wie auf der kleinen Bühne im TiC. „Man sieht und hört alles“, erzählt sie augenzwinkernd. „Man lernt, Gäste anzusprechen, keine Angst vor dem Spiel mit dem Publikum zu haben und mit Patzern umzugehen. Die gibt es natürlich.“

Es gibt aber auch Momente, die sich kein Regisseur besser ausdenken könnte. Zum Beispiel bei „Beatles an Bord“. „Als wir ,Let it be’ sangen, gerade Wunderkerzen angezündet hatten und melancholisch im Lied versunken waren, ging plötzlich ein Mann auf die Bühne. Ich dachte zuerst, er wolle uns etwas überreichen.“ Doch weit gefehlt. Beherzt kippte der Zuschauer ein Glas über die Kulisse, die drohte, durch die Wunderkerze Feuer zu fangen — was die Darsteller nicht bemerkt hatten. „Das Stück ging nahtlos weiter. Das war ziemlich cool.“

Unterhaltsam war sicherlich auch der „Kleine Horrorladen“ — vor allem jene Aufführung, in der Jana Konietzki ihrer Zeit voraus war. „Ich musste mich oft umziehen — einmal habe ich mich zu früh umgezogen.“ So stand sie im falschen Kostüm vor ihren Kollegen. Aber kein Problem: Sie spielte einfach ihren Charme aus. „Theater ist live. Das macht es auch aus“, sagt die Darstellerin. Ihre hellen Augen funkeln — ein klares Zeichen dafür, dass sie für ihre Leidenschaft brennt. Es ist eine Berufung, die nun tatsächlich zum Beruf werden soll. „Das TiC ist schon deutlich mehr als ein Hobby, das man nebenbei macht. Teilweise spielen wir viermal die Woche.“

Noch spricht die 22-Jährige in der Gegenwart. Doch wenn das Studium in Eschede erst einmal Fahrt aufgenommen hat, wird wohl keine Zeit für eine feste Rolle in Cronenberg bleiben. Gastauftritte möchte sie aber auf jeden Fall übernehmen. „Das TiC ist wie ein zweites Zuhause, es ist meine zweite Familie.“

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