Istanbul lässt grüßen: Türkische Spuren im Tal

Wuppertal. Wer die Ausstellung von Ulrike Möschel im Kolkmannhaus besichtigt, muss aufpassen, wo er hintritt. Auf dem Boden liegen sorgsam angeordnet schmale Bahnen von zerbrochenem Glas.

Die aus Münster stammende Künstlerin hat mit den grünlichen Scherben orientalische Ornamente auf dem weißen Untergrund gezeichnet. „Territorium“ nennt sie diese Arbeit, die sie neben zwei weiteren Installationen sowie einer Videoprojektion beim Neuen Kunstverein präsentiert. Zudem sind erstmals einige Blätter ihres umfangreichen zeichnerischen Werkes zu sehen.

Für die Künstlerin ist Glas ein facettenreiches Arbeitsmaterial: „Es ist fragil und glitzert schön. Zugleich kann es scharfkantig und somit auch gefährlich sein.“ Die Arbeiten sind nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in Istanbul entstanden. An der Wand hängt ein aus Draht zusammengefügtes Balkongerüst. Der Boden fehlt. Auch das dekorativ ausgearbeitete Gitter ist nicht mehr vollständig, aber gerade deshalb von morbider Schönheit. Dass die traditionellen Ornamente in der türkischen Großstadt so häufig an Alltagsgegenständen zu finden sind, hat Möschel fasziniert. Von dem Anblick der Antennen auf den Hausdächern ließ sie sich ebenfalls inspirieren. Die dürren Gestelle wirken wie in den Himmel gezeichnete Chiffren.

Mit Anti-Rutsch-Band hat Möschel die Form einer Antenne an die weiße Wand im Ausstellungsraum geklebt. Das raue schwarze Material erinnert an Dachpappe und weist bei genauem Hinsehen ein geheimnisvolles Glitzern auf. In ihrer Videoprojektion „Gök“ (Himmel) zeigt Möschel die in Istanbul stets präsenten Möwen. In der filmischen Montage umkreisen die hungrigen Vögel aber nicht wie gewöhnlich beispielsweise ein Schiff. In stark verkleinerter Darstellung flattern die Möwen um eine Lampe herum, so wie es sonst die Insekten tun. Es sind die Alltagsbeobachtungen, die Möschel von ihrem Aufenthalt in Istanbul mitgebracht hat und von denen sie in ihren Werken frisch und hintergründig erzählt. Die Ausstellung ist bis zum 20. März zu sehen. mn

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