Lena Vogt: „Immer diese Sehnsucht nach Liebe“

Lena Vogt steht kurz vor der Premiere ihres Soloabends über Janis Joplin — ein Stück mit einem rätselhaften Autor.

Lena Vogt: „Immer diese Sehnsucht nach Liebe“
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Mit einem Soloabend zur Rock- und Bluessängerin Janis Joplin, die mit 27 Jahren an einer Überdosis Heroin gestorben ist, stellt sich die Schauspielerin Lena Vogt den Wuppertalern vor. Derzeit steckt sie mit dem Regisseur Maik Priebe und dem Musiker Stefan Leibold in den Endproben.

Herr Priebe: Wie nähern Sie sich der bekannten Biografie von Janis Joplin?

Maik Priebe: Wir machen weder ein Biopic noch einen dokumentarischen Abend. Und wir wollen berücksichtigen, dass Janis Joplin einem nach fünf Liedern hintereinander auf die Nerven geht. Immer dieses Geschreie und immer diese Sehnsucht nach Liebe — das will man nicht den ganzen Abend hören. Deshalb werden Sie bei uns Dinge von ihr hören, die sie noch nie gehört haben.

Ihre Drogenabhängigkeit lassen Sie außen vor?

Priebe: Nein, aber es werden keine Spritzen zu sehen sein, das Wort Heroin wird nicht zu hören sein. Es geht um die Musikerin, die sich fragt, wie sie mit ihrer Begabung umgeht. Es geht auch um die Karrierefrau und den Familienmenschen — das war sie nämlich alles.

Es ging ihr auch wegen der Drogen aber oft schlecht.

Priebe: Das merkt man dann in ihren Liedern — die sind ein einziger Hilfeschrei.

Frau Vogt, Sie haben eine Sopranstimme. Wie stellen Sie die auf die Rockröhre Janis Joplin um?

Lena Vogt: Jemandem wie Janis beizukommen, halte ich für unmöglich. Deshalb imitieren wir sie auch nicht. Sie ist eine wahnsinnig spannende Künstlerin durch ihren Mut und ihre spezielle Art, sich dem Publikum zu stellen. Ich kann ihr aber nur über mein Organ näherkommen.

Haben Sie schon früher in Stücken gesungen?

Vogt: Schon oft. Aber es ging immer darum, dass die Musik die Geschichte vorantreibt und nie ums perfekte Singen.

Herr Leibold, was machen Sie mit den Songs von Janis Joplin, wenn Sie sie nicht imitieren?

Stefan Leibold: An Janis Joplin interessieren mich die Gegensätze. Dieses Alphatier, das vorn auf der Bühne steht und das Publikum ebenso mitreißt wie die Musiker, deckt sich nicht mit dem zerbrechlichen Mädchen, das wir aus der Biografie kennen. Ich versuche, diese Gegensätze in den Arrangements zu spiegeln.

Wie denn zum Beispiel?

Leibold: Sie steht für Soul und Blues, aber wir geben dem nicht nach. Den Song „Cry Baby“ etwa haben wir sehr zurückgenommen und ganz privat gemacht. Das macht mir in seiner Zartheit wirklich Gänsehaut — und ist etwas anderes als die Person, die immer brennt und explodiert.

Frau Vogt, wie gehen Sie auf die Figur zu?

Vogt: Ein Aspekt, der mich interessiert ist, dass heute jeder Künstler ein Management hat, dass ihn immer perfekt aussehen lässt. Sie sagen ihm, was er anziehen soll, wie sie sich schminken soll, was sie sagen soll. Janis Joplin dagegen hatte auch den Mut zum Scheitern, bei ihr ist alles roh und nichts ordentlich zurechtgezupft.

Das Stück stammt von einem Mark Payn. Über ihn steht fast nichts im Internet — wie sind Sie auf ihn gestoßen?

Priebe: Ich habe Stücke und Bearbeitungen zu Janis Joplin gesucht. Da hat man mir das geschickt.

Das klingt ja wie die alte Pseudo-Legende vom Manuskript auf dem Dachboden. Kennen Sie andere Arbeiten von Mark Payn?

Priebe: Nein.

Vielleicht ist es ja auch ein Pseudonym?

Priebe: Kann schon sein.

Kommt er zur Uraufführung seines Stücks?

Priebe: Kann ich mir nicht vorstellen.

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