Im Opernhaus spukt es: Ritter Nimmersatt erreicht Barmen

Gelungene Premiere: „Falstaff“ wurde am Sonntagabend im Opernhaus gefeiert.

Wuppertal. An diesem „Falstaff“ stimmt wirklich alles: In ihrer neuesten Opern-Premiere liefern die Wuppertaler Bühnen eine rundum gelungene Produktion ab.

Die letzte Oper von Giuseppe Verdi ist eine lyrische Komödie mit zahlreichen Shakespeare-Anleihen im Libretto. Opern-Intendant Johannes Weigand siedelt sie im englischen Seebad um die Jahrhundertwende an, wo man herrlich altmodische Badeanzüge und weiße Shorts trägt (Kostüme: Judith Fischer). Die Bühne (Moritz Nitsche) kommt mit einem Bild aus, das lediglich Accessoires verändern. Dort entwickelt sich die temporeiche Handlung.

Ein großer Wurf gelingt Weigand mit der treffenden Besetzung: Der Bulgare Kiril Manolov ist ein Bilderbuch-Falstaff, sowohl von der Statur her als auch durch seinen kraftvollen und volumenreichen Bariton. Seine Spiellust sorgt für Situationskomik, denn der den Sinnesfreuden zugetane Falstaff sorgt sich um nichts mehr als um den Erhalt seines beträchtlichen Leibesumfangs: „Mein Bauch ist mein Königreich, ich werde es vergrößern.“

Dass der Ritter stets Geld braucht und auch gleich zwei verheiratete Damen erobern will, bringt ihn schließlich in Teufels Küche: Er wird im Wäschekorb fast erstickt, im Wasser fast ertränkt und beim Geisterspuk gefangen, gepikst und getreten.

Hervorragend sind die präsenten Stimmen der Damen, die mit ihm ihren Schabernack treiben und nicht nur eine Lehre erteilen: Alice (Banu Böke, Sopran), Meg (Joslyn Rechter, Mezzosopran) und Mrs. Quickly (Diane Pilcher, mit tiefem Alt). Der Chor in fantasiereichen Kostümen (Einstudierung: Jens Bingert) erschrickt den gehörnten Falstaff im nächtlichen Geisterspuk. Spielerisch und gesanglich füllen Dorothea Brandt als Nannetta und Christian Sturm als Fenton die Nebenhandlung zauberhaft: Nach vielen Wirren werden sie ein Paar — unwissentlich getraut vom Vater Ford (Thomas Laske), der eigentlich Dr. Cajus (Stephan Boving) für die Tochter vorgesehen hatte.

Den Liebenden obliegen die wenigen Arien, dagegen stehen zahlreiche Ensemblesätze von großer Kunstfertigkeit bis hin zur hellen C-Dur-Schluss-Fuge. Wer wen betrogen hat, wer wen neckte, umgarnte oder nervte, das bringt Falstaff auf den Nenner: „Tutto nel mondo è burla“ (Alles ist Spaß auf Erden).

Großen Spielspaß hatten auch die Wuppertaler Sinfoniker unter Hilary Griffiths, die den mit kammermusikalisch-farbigen Delikatessen durchsetzten Orchestersatz blendend parierten.

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