Hair im TiC: Hippies, Piraten und ein großer Lokalpatriot

Patrick Stanke kennt alle wichtigen Musical-Bühnen. Im TiC steht er nun nicht selbst im Rampenlicht, sondern führt Regie.

Herr Stanke, Sie sind Musical-Darsteller, Sänger aus Leidenschaft und nicht zuletzt bekennender Lokalpatriot. Im TiC-Theater führen Sie nun Regie. Was reizt Sie an „Hair“?

Patrick Stanke: „Hair“ ist ein Musical, das so viele Seiten hat, dass sich jeder Zuschauer in irgendeiner Szene oder auch nur in einem kleinen Moment wiedererkennen kann und so in unsere Geschichte und Liebe, Freiheit und Revolution voll mit einsteigen kann. Es ist die Geschichte des Lebens zur Zeit des Vietnamkriegs — im dazugehörigen revolutionären Umfeld. Im Grunde ist das Thema so heutig wie kein anderes. Die Hippies der 60er Jahre sind die Piraten der heutigen Zeit. Es reizt mich sehr, an den empfindlichen Stellen zu kitzeln, um zu sehen, was dann passiert.

Was wird die TiC-Version von anderen „Hair“-Produktionen unterscheiden?

Stanke: „Hair“ ist genau das richtige Musical für das TiC. Wir arbeiten sehr viel mit Projektionen, Interaktion mit dem Publikum und dem Medium Video. Das wird etwas ganz Neues und Spannendes für uns — und für die Zuschauer ein Extra-Bonbon fürs Auge.

Haben Sie eine Lieblingsszene?

Stanke: Wo soll ich da anfangen? Gleich zu Beginn gibt es einen der schönsten Ohrwürmer von „Hair“: den Song „Aquarius“. Von da an geht die Reise los — und es nimmt bis zum Schluss kein Ende. Die große Szene, in der die ganzen Hippies in die feine Gesellschaft einbrechen und die Feier aufmischen, ist sehr lustig, spritzig und toll anzusehen. Die in der Liebe verirrte Jeanie, die von einem Mann zum anderen springt, um am Ende in einem der schönsten Lieder („Easy to be hard“) ihr Leid zu klagen, ist nur eine von vielen Szenen, die mir ans Herz gewachsen sind.

Was soll denn sonst noch „ins Herz“ treffen?

Stanke: Das Stück dreht sich um den gerade in New York angekommenen Claude Bukowski — im Zeitraffer werden alle amerikanischen Sehenswürdigkeiten „durchgepeitscht“, so dass keine Zeit zum Luftholen bleibt. Aber auch die tragischen Bilder der Zeit — etwa die Erinnerungen an den Krieg in Vietnam — verbreiten immer noch und immer wieder Gänsehaut. Ich kann nur sagen: Wuppertal hat jetzt eines der schönsten und besten Musicals der Welt — und dafür müssen die Zuschauer nicht nach Hamburg, sondern „nur“ ins wunderschöne Cronenberg fahren.

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