Gut behütet: Beate Kahl schmückt Künstlerköpfe

Die Hutmacherin der Wuppertaler Bühnen setzt auf kreative Handarbeit.

Wuppertal. Bis zur Premiere von Puccinis "La Bohème" am 19. September vergeht noch ein wenig Zeit. Damit das Personal aus Caféhaus-Philosophen, hochbegabten Versagern und unermüdlich Liebenden um die Hauptfiguren Mimi und Rudolfo bestens ausgestattet ist, hat Beate Kahl längst ihre flinken Finger genutzt.

Sie ist Hutmacherin und arbeitet "in enger Zusammenarbeit mit den Kostümbildnern". Zu einem üppig konzipierten Kleid mit ausladenden Hahnfedern näht sie aus dem gleichen Stoff ein fein zusammengerafftes Röschen, das sie mit Miniaturfedern schmückt. "Das ist alles Handarbeit" - die Mitarbeiterin der Wuppertaler Bühnen, die seit März 2010 am Haus beschäftigt und seit Mitte der 80er Jahre Hutmacherin ist, erklärt es mit Stolz.

Natürlich ist vieles eine Preisfrage: "Bei 30 Herrenhüten der gleichen Art für den Chor wird nicht jedes Stück selbst gefertigt. Das versuchen wir dann zu kaufen." Oder im Fundus aufzutreiben: "Da gibt es oft Wiederverwertbares. Und es macht viel Spaß, dort herumzustöbern." Denn manches dient der kreativen Frau, die sich selbst als "Zweckträgerin" bezeichnet ("Wenn es im Winter kalt ist oder ich mich vor zu viel Sonne schützen möchte, dann trage ich einen Hut"), als Vorlage oder Ideengeber für Eigenes.

Eine wahre Schatzkiste sind die vielen Schränke und Schubladen ihrer Werkstatt: "Da sind alte Federn dabei, die wären heute unbezahlbar, oder Seidenschleier, die längst nicht mehr hergestellt werden." Im "kreativen Chaos" aus Zwirnspulen, Stecknadeln und Stoffen arbeitet sich die gebürtige Hildenerin, Jahrgang 1962, durch ihr Programm. Wichtigste Utensilien sind "Hutweiter, Hutdämpfer, Nähmaschine und meine Finger".

Bei Kostümbesprechungen und Anproben ist sie mit von der Partie. Um sich in ihrem Atelier noch besser an die einzelnen Garderobestücke erinnern zu können, arbeitet sie "für Stimmung und Farbgebung" mit Fotos oder Figurinen.

"Eine Hutmacherin macht alle möglichen Kopfbedeckungen", beschreibt sie schnörkellos ihren Beruf. Dürfte sie sich selbst einen Traumhut gestalten, wäre er "üppig und reich geschmückt".

Auf ihre Arbeit hat das keine Auswirkungen. Ob schlichte Hüte wie in Tschechows "Kirschgarten" (Premiere: 1. Oktober) oder märchenhafte Accessoires wie aus Tausendundeiner Nacht für Haydns "Unverhofft in Kairo" (28. Oktober): Kahl fertigt jede Art von Kopfbedeckung gern und aufs i-Tüpfelchen genau an.

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