Galerie Droste Hendrik Beikirch: Großformatige Porträts mit persönlichen Details

Hendrik Beikirch zeigt seine großformatigen Porträts in der Galerie Droste. Jeder Porträtierte wählte einen für sich bedeutsamen Gegenstand.

Galerie Droste: Hendrik Beikirch: Großformatige Porträts mit persönlichen Details
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Der Einzelne wirkt raumgreifend bei Hendrik Beikirch: Seine großformatigen Porträts ziehen die Aufmerksamkeit voll auf sich, sobald der Betrachter ihnen gegenüber steht. Jedes Bild eine Person, jede Person eine Welt: Dieser Eindruck vermittelt sich auch in seiner Ausstellung „Treasures“, die am Samstag in der Galerie Droste eröffnet wurde.

Die Galeristen, die außerdem ein weiteres Haus in Soest führen, haben die Adresse für zeitgenössische Kunst in der Katernberger Straße im Vorjahr gegründet. Dass Patrick Droste und Katharina Galladé ihre neue Schau dem 1974 geborenen Beikirch widmen, würde nicht jeder erwarten, denn er stammt aus der Graffiti-Szene. International bekannt wurde er vor einigen Jahren, und was damals Furore machte, relativiert im Vergleich die Aussage von Format und Raumwirkung schon wieder enorm: Frühere Bilder zierten komplette Hausfassaden, das berühmte Porträt eines Fischers im südkoreanischen Busan war 70 Meter hoch.

Längst arbeitet der Künstler legal, längst wird er gefeiert. Dass seine Werke heute am Katernberg hängen, bleibt dennoch nur ein Teil seines Wirkens, denn der Street Art ist Beikirch weiterhin eng verbunden: Außer den acht Bildern im Ausstellungsraum gehören weitere Gemälde anderenorts zur Serie, die den Großdimensionen treu bleiben — wie auch einem weiteren wichtigen Aspekt: dem öffentlichen Raum.

Hier wie dort ging den Bildern eine Entstehung voraus, die man sich als Kraftakt vorstellen mag, auch wenn Beikirch selbst den Aufwand freundlich herunterspielt: Sicher bis heute ein Abenteuer ist es, das unwirtliche Sibirien anzusteuern, wo er dort lebende Menschen aufsuchte. Was dort außerdem Ziel seiner Suche war und ähnlich schwer zu finden sein mochte, nennt er „die russische Seele“. Als Vorlage für die Umsetzung mit Tusche und Lack fiel die Wahl meist auf Stiftskizzen, sonst zuweilen auch auf Kameraaufnahmen.

Was nun bei Droste neu hinzu kommt, soll der Titel bezeichnen. Mit „Treasures“, also Schätzen, sind Gegenstände gemeint, die jeder Porträtierte für sich als bedeutsam ausgewählt hat. Sie sind hier etwa handgroß an einer Wand versammelt: Ein Baumblatt hängt im Rahmen, Fotos, ein handgeschriebener Brief. Eine Zuordnung zum je Porträtierten fehlt dabei bewusst. Mehr als Mensch und Erinnerungsstück zu kombinieren, sollen Besucher sich fragen, was für sie eigene Schätze sind, sagt Beikirch: „Ich schätze es, wenn Kunst dem Betrachter Anregungen gibt.“ Was gehört wem? Darum soll es nicht gehen.

Was in der Entstehung als Bezugspunkt vor Augen gewesen sein mag und außerdem der Ausstellung den Namen gab: Es bleibt so im Dunkeln. Was bleibt, scheint indes mehr als genug: Der ältere Russe „Vladimir“ (so heißt zumindest sein Bild) ist rauchend auf dem Fahrersitz eingefangen, die Struktur seiner Jacke ist so kontrastreich ausgearbeitet wie sein faltiges Gesicht, und so wird der Moment zum Motiv. „Grigory“ oder „Sergey“ verzichten auf szenische Einbettung und beziehen aus dem bloßen Blick der Männer die starke Präsenz. All das funktioniert also bestens auch im Galerieformat. Freilich unterscheidet sich so im Grunde wenig vom Konzept, mit dem Beikirch in Marokko oder Südkorea beeindruckt hat: Hausfassaden passen nun einmal schlecht ins Wohnzimmer.

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