Freie Künstler: „Weniger Geld geht kaum“

Freie Kulturschaffende debattieren über finanzielle Förderung und leere Kassen.

Wuppertal. Angeregt und durchaus kontrovers wurde auf dem zweiten Jahrestreffen der Freien Kultur mit Oberbürgermeister Peter Jung, Kulturdezernent Matthias Nocke und Kulturbüro-Chefin Monika Heigermoser debattiert. Nahmen im vergangenen Jahr den Termin etwa 200 Freischaffende wahr, waren es diesmal beim Termin in der Immanuelskirche nur halb so viele Leute. So mancher mutmaßte, dass "viele freie Kollegen wegen der wenig guten Perspektiven in der Stadt in so etwas wie die innere Immigration gegangen sind", wie es Schauspieler Reinhard Schiele formulierte.

Unter den Teilnehmern waren unter anderem Rex-Chefin Martina Steimer, Galeristin Martina Janzen, Günter Weißenborn von Müllers Marionetten-Theater, Film-Spezialist Mark Tykwer, Musiker und Produzent Tim Buktu, Multitalent Eugen Egner und Schlagwerker Dietrich Rauschtenberger.

Natürlich ging es in der Diskussion vor allem ums Geld. Das ist nicht neu. Mehr finanzielle Mittel werden seit langem gefordert. Etwa 170.000 Euro stehen für die freie Kulturszene im Etat. "Weniger Geld geht kaum noch", wie Theatermacher Olaf Reitz konstatierte. Die Arbeit in der freien Kulturszene sei ein Job im Billiglohnsektor, "mangelnde Unterstützung schließt kontinuierliche Arbeit weitestgehend aus". Das stünde in einem gravierenden Widerspruch zu dem, dass die Arbeit der Szene als lebendige und bildungspolitische Bereicherung für die Stadt gelobt, aber eben nicht ausreichend finanziell gefördert würde. "Früher konnten wir Sponsoren ansprechen. Die werden jetzt schon fast immer zur Unterstützung etablierter Projekte herangezogen, um Löcher zu stopfen."

Fotografin und Fluxus-Künstlerin Ute Klophaus thematisierte erneut das Artothek-Konzept und Künstlerin Regina Friedrich-Körner wollte Details zur Struktur am Kolkmannhaus erfahren. "Nur, weil die Kasse leer ist, hört nicht das Denken auf", bemerkte Kulturdezernent Nocke auf die Anregung Schieles, regelmäßig über Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten zielgerichtet zu sprechen. "Diesen Faden können wir gerne aufnehmen und weiter knüpfen."

Ein maßgeblicher Punkt dieser weiteren Gespräche könnten auch die bürokratischen Hürden sein, die Freischaffende zu bewältigen haben, um Förderung zu erhalten. "Umfangreiche Anträge, Formulare für GEMA-Abrechnungen - ich bin auch kurz vor der inneren Emigration", erklärte Musikerin Gunda Gottschalk. "Ich möchte gerne wieder mehr komponieren und nicht immerzu irgendwelche Anträge ausfüllen müssen." Für Statements wie diese gab es von den Künstlerkollegen spontanen Beifall.

Allerdings forderte Thomas Voigt, Erfinder von "Sax for Fun", dazu auf, sich zu dem Phänomen als freier Unternehmer und dessen Erfolgsaussichten zu äußern. "Es hat uns keiner gezwungen, Künstler zu werden." Wie es für die Freie Kulturszene der Stadt weitergeht, bleibt spannend.

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