Feine Malerei, die Zeit und Ruhe abverlangt

Moritz Neuhoff stellt seine überaus rätselhaften wie vielfältigen Bilder in der Galerie Hengesbach aus.

Feine Malerei, die Zeit und Ruhe abverlangt
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal.Gleich mehrere Rätsel geben einem die Bilder von Moritz Neuhoff auf. Von weitem sehen sie makellos aus - wie Fotos von Gemälden. Dicke Farbtropfen, die sich an den Bildkanten sammeln, sprechen dagegen. Wirken die Bilder deshalb so perfekt, weil der Künstler mit Mal-Maschinen arbeitet? Dafür sind die Pinselstriche aus der Nähe betrachtet zu grob und expressiv. Diese Rohheit gibt den Bildern eine reliefartige Struktur. Ein Effekt, den der Maler durch eine changierende Farbigkeit noch vertieft.

Neuhoffs Kunst sendet also viele Reize aus. Auch Rolf Hengesbach sprach sie an. Der Galerist wollte den 1987 geborenen Maler, der in Münster studiert hat und inzwischen in Berlin lebt, unbedingt bei sich ausstellen. Bei der Eröffnung zur ersten Neuhoff-Schau war Hengesbach denn auch voll des Lobes für ein „reichhaltiges, vielfältiges Werk“, das er so noch nicht erlebt habe. Fast bedauerte er, dass sehr viele Gäste — mehr als hundert — zur Vernissage gekommen waren. Denn: Es bedarf der Ruhe, um sich den malerischen Feinheiten zu widmen.

Die Besucher nahmen sich Zeit und probierten unterschiedliche Blickwinkel aus. „Von hier sieht das noch einmal ganz anders aus. Interessanter!“, sagte ein Betrachter, der so „Micro 2“ immer wieder neu für sich entdeckte. Kleine Wellenlinien in blauer, grüner und grauer Acrylfarbe ziehen sich in dem Bild über die Leinwand. Ihre Gleichmäßigkeit sorgt für ein Flirren, von dem man sich gar nicht mehr abwenden mag.

Bei anderen Werken kann das Auge von einem spannenden Detail zum nächsten springen. Manchmal verschwimmen die Farben im Hintergrund. Als läge eine Glasplatte auf der Leinwand oder als hätte ein Fotograf seine Kamera unscharf gestellt. Umso klarer leuchten die Pinselstriche, die den Bildvordergrund dominieren.

Das Großformat „Blank Volume“ entstand aus der Kombination von Pinsel und Sprühpistole. Abstrakte Tuschelinien laufen in gegenständlichen Pfeilen aus, setzen sich dann fort. Auf was zielen diese Pfeile ab, worauf weisen sie hin? Fragen, auf die der Betrachter keine Antworten erhält.

Rätselhaft kommen auch die Kleinformate daher. Eines hätte man für die realistische Abbildung eines Sternennebels halten können. Doch eine dick aufgetragene Farbschleife stört diesen Eindruck. Moritz Neuhoff, der den Ausstellungstrubel mit stoischer Gelassenheit hinnahm, erlaubte sich bei diesem Bild einen kleinen Hinweis. Da hätten ihn „explodierende Feuerwerkskörper“ inspiriert.

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