Eva Caspari: Eine Frau erobert das Dirigentenpult

Im Opernhaus sorgt sie dafür, dass „Die lustige Witwe“ am Mittwoch in Barmen zu erleben ist.

Wuppertal. Dass Frauen Dirigentinnen werden, ist zwar kein Novum, aber immer noch nicht alltäglich. Eva Caspari, 32 Jahre jung, ist seit Oktober 2010 Korrepetitorin mit Dirigierverpflichtung bei den Wuppertaler Bühnen und steht ihre Frau neben den Kollegen Boris Brinkmann, Tobias Deutschmann und Oliver Stapel als Dirigent und Studienleiter.

Und wenn Chef-Dirigent Hilary Griffiths oder Florian Frannek zur Bühnenprobe einer Oper oder Operette rufen, hat die Korrepetitorin schon in vielen Stunden die Parts mit den Solisten eingeübt. Sie begleitet die Sänger am Klavier als Assistentin des Kapellmeisters auch bei den szenischen Proben oder betreut eine Aufführung musikalisch, wenn ein Dirigent mal ausfällt: „Bei Orchesterproben sitzen wir oft im Zuschauerraum und protokollieren beispielsweise, ob eine Stelle zu leise oder zu laut ist, ob ein Sänger sich durchsetzt oder zugedeckt wird.“

Caspari wurde die Leidenschaft fürs Musiktheater in die Wiege gelegt: Ihr Vater ist Dirigent, die Mutter Sängerin. Kein Wunder, dass sie sagt: „Ich bin für das Theater geboren.“ Zunächst studierte sie ebenfalls Gesang, später auch Dirigieren in Stuttgart, Helsinki und Hamburg. Sie war an der Volksoper in Wien und am Theater Baden bei Wien tätig, hat auch weiterhin Aufträge bei den Hamburger Symphonikern.

Dass sie als vermutlich erste Frau im Opernhaus am Pult des Wuppertaler Sinfonieorchesters die letzte frei verkäufliche Vorstellung der Operette „Die lustige Witwe“ am 29. Februar dirigieren wird, macht ihr keine Bange. Im Gegenteil: „Ich freue mich ganz doll darauf.“ Ihr gefällt die emotionale Musik, bei der die Sänger recht frei agieren können.

Kleinere Stücke hat sie schon oft dirigiert. In Wuppertal etwa beim politischen Musiktheater „Herrschaft, Arbeit und Soziales“: Hier, bei der Aufführung von „Coming together“ von Frederic Rzewski, lotste die schlanke Frau den Schauspieler Gregor Henze und das kleine Musiker-Ensemble mit segmentierenden Handzeichen präzise durch die verzwickten Strukturen der Minimal-Musik.

Unter Opernchef Johannes Weigand arbeitet Caspari gerne: „Mir werden in Wuppertal keine Steine in den Weg gelegt. Herr Weigand ist ein Förderer der Kreativität und nicht so streng, also ein angenehmer Chef — wie auch Hilary Griffiths.“

Ihre freie Zeit nutzt die Dirigentin nicht nur zum Partiturstudium — schließlich muss sich die Ehefrau von Christian Auhage auch ihren beiden kleinen Kindern widmen: „Aber das geht ganz gut. Mein Mann tritt gerade eine Stelle als Kirchenmusiker in Ronsdorf an, da können wir uns gut abwechseln.“

“ „Die lustige Witwe“ geht am Mittwoch, 29. Februar, um 19.30 Uhr im Opernhaus über die Bühne. Karten gibt es unter Telefon 569 4444.

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