Eine heilige Heldin, bravourös in Szene gesetzt

Das Gymnasium Am Kothen zeigte George Bernard Shaws „Heilige Johanna“. Besonders überzeugte die Hauptdarstellerin.

Wuppertal. Erschöpft fällt Jeanne d’Arc auf die Knie. Die Hände faltet sie zum Gebet. Die Augen sind voller Tränen. Suchend nach göttlichem Beistand schaut sie in den Himmel - zugleich zerbrechlich und stark ist ihr Gesichtsausdruck. "Zündet das Feuer an", sagt sie mit fester Stimme. Ihr qualvoller Tod ist besiegelt: Die verurteilte Ketzerin wird auf dem Scheiterhaufen in Rouen verbrannt.

Die Theater-AG des städtischen Gymnasiums Am Kothen hat das Leben der Märtyrerin in fünf Akten auf die Bühne gebracht. Noch heute verehren die Franzosen das Bauernmädchen aus Lothringen, das als Soldatin an der Spitze ihrer Landsleute gegen die Engländer im 100-jährigen Krieg gekämpft hat. Zauberei oder Gottvertrauen - niemand weiß, was sie antrieb.

Das Wirken der französischen Noblesse und des Klerus in George Bernard Shaws Stück "Saint Joan" ("Heilige Johanna") zeitgenössisch darzubieten, war ein schauspielerisches Wagnis, das die Gymnasiasten mit Bravour meisterten. Wie einst elitären Adels-Zöglingen kamen ihnen sprachlich-gestelzte Finessen über die Lippen - immer mit einer Portion Arroganz.

Vor allem das Schauspiel-Talent Natalia Vershinina glänzte in ihrer Darbietung der Jeanne d’Arc. Wieviel Jeanne steckte denn in Natalia? "Sehr viel, denn wir stehen beide für unsere Überzeugung ein", sagte die 18-Jährige im Gespräch mit der WZ. Bewundernswert: Vor fünf Jahren erst zog Vershinina von Russland nach Wuppertal - und sprach nur wenige Worte Deutsch. Wie heißt es im Stück: "Das ist nicht ihr Ende, sondern ihr Anfang" - das gilt auch für die junge Schauspielerin.

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