Ein Verlag für Helden und Rabauken

Bücher aus Wuppertal: Der Peter Hammer Verlag setzt auf einen Supermann und eine tierische Metamorphose.

Was hat „Der Schatten des Sultans“ zu bedeuten? Wer ist „Der fürchterliche Hermann“? Und vor allem: Was macht „Supermann im Supermarkt“? Auf solche Fragen lassen sich erlesene Antworten finden — sofern man sich im Peter Hammer Verlag informiert.

Denn das Wuppertaler Team um Monika Bilstein setzt auch im Herbstprogramm auf bewährte Schwerpunkte: auf Literatur aus der „Dritten Welt“ und auf anspruchsvolle Kinderbücher. Dazu zählt „Der fürchterliche Hermann“. Ziemlich schräg ist die Geschichte von Oliver Scherz, die von einer wundersamen Verwandlung erzählt: Ein grimmiger Wachhund mausert sich zum Feingeist mit Tutu. Comic-Zeichner Ulf K. hat den Sinneswandel für Tierliebhaber ab drei Jahren in Szene gesetzt (24 Seiten, 13,90 Euro).

In derselben Altersklasse bewegen sich Arne Rautenberg und Eva Muggenthaler — zumindest, was die Zielgruppe betrifft. Das Duo entlarvt, was „Supermann im Supermarkt“ treibt (32 Seiten, 14,90 Euro). Sein heldenhaftes Auftreten ist ein Bilderbuch-Einsatz — im wahrsten Sinne des Wortes. Die Figur mit den außergewöhnlichen Kräften mischt einen Lebensmittelladen auf — mit Röntgenblick und Superpuste. So wird Realität, was sich Kinder in ihren wildesten Fantasien ausmalen: ein Chaos erster Güte.

Abgesehen davon melden sich auch noch „Der Pirat und der Apotheker“ zu Wort. Weshalb Monika Bilstein buchstäblich ins Schwärmen gerät: „Bilder können uns anspringen und paralysieren — viel direkter, als Wörter es je könnten.“ Die Verlagsleiterin muss es wissen.

Und so klingt die Werbung in eigener Sache ganz nach einer Neuentdeckung: Als Robert Louis Stevenson 1881 an der „Schatzinsel“ arbeitete, weilte er im Schweizer Luftkurort Davos, um ein chronisches Lungenleiden zu kurieren. Sein zwölfjähriger Stiefsohn Lloyd, Besitzer einer kleinen Druckpresse, nutzt die Zeit, um schmale Bücher zu drucken und an die Kurgäste zu verkaufen. Im Auftrag des jungen Verlegers entwarf Stevenson eine Reihe von Balladen.

Unter den gereimten Geschichten des schottischen Autors hat der Berliner Künstler Henning Wagenbreth eine ganz spezielle entdeckt: „Der Pirat und der Apotheker“ entpuppte sich als Werk über Gut und Böse, Ehre und Verbrechen, Gier und Anstand. Wagenbreth gefiel das Rabauken-Duo nicht nur, er wurde auch prompt aktiv: Die Ballade von zwei bösen Buben hat er inzwischen übersetzt und illustriert (40 Seiten, 26 Euro).

Ein illustrierter Klassiker also? Ein Bilderbuch? Oder eine Graphic Novel? „Nennen Sie es, wie Sie wollen“, sagt Monika Bilstein. So oder so gilt für die Verlags-Chefin: An Wagenbreths Bilder schätzt sie die „Unmittelbarkeit und Wucht“. In ihrem Verlag sollen allerdings nicht nur kleine Abenteurer und große Ästheten auf ihre Kosten kommen. Auch ein historischer Roman ist im Angebot: Im August wird „Der Schatten des Sultans“ ausgeliefert (540 Seiten, 26 Euro). Autor Patrice Nganang entführt seine Leser in das koloniale Kamerun und verrät, was sich am Hof des Sultans von Bamum abspielt.

Dazu erscheint das poetische Werk Ernesto Cardenals als zweibändige Gesamtausgabe („Aus Sternen geboren“, 1300 Seiten, 49,90 Euro). Außerdem möchten die Wuppertaler „Impulse zur seelischen Ganzwerdung“ geben — das verspricht zumindest der Untertitel eines Buchs für psychologisch Motivierte: Zusammen mit Autor Robert A. Johnson können sie „Das Gold im Schatten“ suchen (110 Seiten, 13,90 Euro).

Wer schon jetzt auf den neuen Kinderzimmerkalender wartet, kann sich bereits in Vorfreude üben. Der Wuppertaler Illustrator Wolf Erlbruch arbeitet daran. So viel darf bereits verraten werden — allen Dränglern zum Trotz heißt das Motto für 2013: „Nur Geduld!“

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