Inszenierung von Sergej Prokofjewk Ein burleskes Spektakel durchzieht das Opernhaus

Das Publikum feiert die glänzenden Sänger und die Inszenierung von Sergej Prokofjewks „Die Liebe zu den drei Orangen“.

Wuppertal. Was für ein Theater im Foyer des Wuppertaler Opernhauses! Ist die fünfte Jahreszeit jetzt schon angebrochen? Viel bunt kostümiertes Volk mischt sich vor der Vorstellung unter das gesittete Premierenpublikum. Beim Betreten des Auditoriums geht der Klamauk auf den Balkons weiter. Na, das kann ja ein Spektakel geben, wenn es los geht mit Sergej Prokofjews Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“.

So ist es auch. Schon das Bühnenbild (Rifail Ajdarpasic) ist Programm: Die groß dimensionierten Buchstaben H und A in dreifacher Ausfertigung nehmen den meisten Platz ein. Das „Ha, ha, ha“ liegt auf der Hand. Es darf also gelacht werden, wovon das Publikum reichlich Gebrauch macht. Dieses „Ha, ha, ha“ sprudelt auch in epischer Breite aus dem Prinzen heraus, womit er sich selbst von seiner hypochondrischen Krankheit kuriert.

Außerdem wird auf deutsch gesungen. Die recht junge Übersetzung von Werner Hintze aus dem Russischen entspricht dem Zeitgeist, ist bisweilen urkomisch, deftig-derb. Dieser Sprache tragen Sebastian Welkers Inszenierung und Amy Share-Kissiovs Choreografie voll Rechnung.

Ist das phasenweise ein Kuddelmuddel auf der Bühne, wenn Opernchor und Extrachor der Wuppertaler Bühnen durch die Gegend wuseln. In fantasievoll-prunkenden Kostümen (Doey Lüthi) nehmen sie etwa die Auseinandersetzung im Prolog zwischen tragischen, komischen, lyrischen und unterhaltsamen Bühnenstücken mit in die eigentliche Handlung.

Diese kommt als eine gesunde Mischung aus Fantasy, Show und Revue daher. Der zaubermächtigen Tschelio und Fata Morgana streiten sich missgünstig um ein Engagement als Sängerin. Letztere wird mit gekochten Nudeln beworfen als Motor für den Lachanfall des Prinzen. Ein Ventilator bläst ihn und Truffaldino zur bösen Köchin. Clarice ist ein dem Varieté entsprungenes Revuegirl. Spukhafter Nebel steigt auf, als Ninette in eine Ratte verwandelt wird. Krankenschwester Smeraldina betüddelt den am Tropf hängenden Prinzen. Sie kredenzt dem Thronerben und Truffaldino später auch Longdrinks in der Wüste, wo sie es sich in Liegestühlen gut gehen lassen.

So heiter, komisch, platt vieles ist, nie driftet die Märchenoper ins Banale ab. Der latente Ernst schimmert immer wieder durch. Ganz deutlich wird das am Schluss, wenn sich anstatt des eigentlich glücklichen Ausgangs der Metallvorhang senkt und der verliebte Prinz einsam und verlassen vorne an der Rampe steht.

Dabei legen sich das neue Ensemble und die Gastsänger sicht- und hörbar hochengagiert ins Zeug. Sangmin Jeon (Prinz) glänzt in allen Belangen mit einem strahlenden Tenor. Sebastian Campione als König und Köchin verfügt über einen klaren, prägnanten Bass. Simon Strickers Bariton verleiht Leander betont männliche Züge. Die Mezzosopranistinnen Catriona Morison (Clarice) und Chariklia Mavropoulou (Fata Morgana) überzeugen mit klaren Stimmen wie auch der kräftige Bariton von Lucia Lucas (Tschelio). Auch die anderen Gesangssolisten und die Chöre beeindruckten.

An diesem unterhaltsamen Bühnengeschehen hat auch das Sinfonieorchester Wuppertal offensichtlich großen Gefallen. Lange hat es zwischen dem Orchestergraben und dem Treiben eine Etage höher nicht mehr eine so große Harmonie gegeben. Unter der Leitung von Wuppertals neuem Kapellmeister Johannes Pell spielten die Musiker enorm lebhaft auf. Mit viel Spielwitz und Verve sorgen die Sinfoniker für beste musikalische Unterhaltung.

Lang anhaltender rhythmischer Schlussapplaus ist der Dank für zweieinhalb Stunden Kurzweil für Jung und Alt.

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