Ein Abend mit Melodien, die süchtig machen

Opernhaus verabschiedete das Jahr mit Mix aus Stücken bekannter Operetten. Am Ende gab es Rosen für das Publikum.

Ein Abend mit Melodien, die süchtig machen
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Auch wenn wir momentan in postfaktischen Zeiten leben, an einem Sachverhalt dürften selbst die glühendsten Anhänger von Fake News keinen Zweifel haben: Die Operettenaufführung gehört zum Silvesterabend wie das Gläschen Sekt um Mitternacht. Getreu diesem Motto bot die Oper Wuppertal am Samstag gleich zweimal ein Silvesterkonzert mit dem Titel „Last Night of the Year“. Die Verdopplung der Kulturveranstaltung schien angebracht: Beide Konzerte waren ausverkauft.

Dabei wurde nicht eine bestimmte Operette aufgeführt, sondern ein Potpourri diverser Evergreens. Die Operetten-Komponisten Emmerich Kálmán, Johann Strauß (Sohn), Franz Lehár und Robert Stolz standen auf dem Programm. Unter der Leitung von Johannes Pell stimmten Solisten sowie der Opernchor der Wuppertaler Bühnen und das Sinfonieorchester Wuppertal die bekanntesten Passagen aus beliebten Operetten an. Rund zweieinhalb Stunden dauerte das Programm, wobei es nach der Pause in der zweiten Hälfte mit Blick auf den Jahreswechsel feucht-fröhlich zuging, die Sektgläser samt Inhalt gereicht und geleert wurden.

Beste Stimmung also im Großen und Ganzen — wozu auch Dirigent Pell beitrug. Mit unverkennbar österreichischem Akzent führte er in jedes Stück ein und gab mitunter auch eine kurze kulturhistorische Einordnung der jeweiligen Werke. Die Gattung Operette entführe in eine „Zeit, die längst untergegangen ist“, in die Zeit der k&k-Monarchie in Österreich-Ungarn. Die Operette verzaubere mit ihrem Charme und schönen Melodien, die richtig „süchtig“ machten, erklärte Pell.

Wobei der Abend als Eckpunkte zwei der wohl bekanntesten Operetten setzte: Zum Auftakt erklangen Lieder aus der „Csárdásfürstin“ von Kálmán, zum Abschluss Titel aus der „Fledermaus“ von Strauß. Es ertönten Lieder wie „Freunde, das Leben ist lebenswert“ und „Dein ist mein ganzes Herz“ — dargeboten von dem aus Südkorea stammenden Sänger Sangmin Jeon.

So manche Liedzeile wurde im Publikum halblaut mitgesungen oder zumindest gesummt. Durchweg alle Solisten zeigten eine gute Vorstellung. So fanden unter anderem die Soli von Nina Koufochristou („Vilja-Lied“), Ralitsa Ralinova („Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“) oder Catriona Morison („Ich lade mir gern Gäste ein“) viel Applaus. Und zum Abschluss verteilten die Darsteller langstielige Rosen an die Besucherinnen.

Unpassend und als Stimmungskiller erwies sich ein etwa viertelstündiges Intermezzo von Sebastian Campione, der die Bühne enterte und sich als Human Beatbox betätigte. Das heißt: Er erzeugte mit seinem Mund und Rachen Geräusche, die man vom Hip Hop und Scratchen kennt. Dazu lud er dann auch eine junge Tänzerin zum Mitmachen ein. Sicherlich eine spannende Art, Geräusche/Musik zu erzeugen. In welchem Zusammenhang die Darbietung zum Operettenabend stand, blieb völlig unklar. Dirigent Pell kommentierte die Einlage denn auch schlicht mit einem „Gut“. Und das Publikum war froh, als der gewohnte Dreivierteltakt wieder erklang.

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