Die Zupfmusik verbindet die Kulturen

Die Makoge hat ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem Flüchtlinge kostenlos unterrichtet werden.

Die Zupfmusik verbindet die Kulturen
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Rania Yousef und Tina haben ihre Gitarren ausgepackt und kurz gestimmt. Jetzt greifen sie mit ihrem Gitarrenlehrer in die Saiten und spielen zum Aufwärmen ein einfaches Übungsstück. Die junge Frau und die Schülerin sind nur zwei von knapp 60 Flüchtlingen, die in der Bergischen Musikschule kostenlos unterrichtet werden - auf Gitarre, Mandoline oder der Laute Baglama.

Möglich macht’s das Flüchtlingsprojekt der Mandolinen-Konzertgesellschaft Wuppertal (Makoge). „Es geht uns um die Musik und um die Menschen“, sagt Thomas Horrion, stellvertretender Vorsitzender des Zupforchesters. Im Rahmen des Projekts kümmern sich die makoge-Mitglieder um Menschen aus Syrien, dem Irak und Äthiopien. Mit dabei sind Kinder und Erwachsene im Alter von 6 bis 45 Jahren.

Thomas Horrion, stellvertretender Vorsitzender

Durch gemeinsames Musizieren will die Makoge Brücken zwischen Einheimischen und Migranten schlagen. Bei Konzerten, betont Horrion, säßen Christen und Muslime friedlich in einem Ensemble zusammen. „Wo gibt es das heute sonst?“ Jedenfalls nicht in Syrien, wo sich Schiiten, Alawiten und Sunniten gegenseitig bekriegen. Es ist das Land, aus dem die meisten Projektteilnehmer stammen.

Während die Bergische Musikschule ihre Räume und einige Leihinstrumente zur Verfügung stellt, sorgt das Zupforchester für die Finanzierung des Projekts. Als gemeinnütziger Verein ist es dabei auf Fördergelder und Spenden angewiesen. Deshalb ist die Zusage der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung über 9500 Euro wie ein Geschenk. „Über diese hohe Spende freuen wir uns sehr“, sagt Horrion.

Mitte Dezember stand ihm das Geld zur Verfügung und er hat es bereits genutzt. „Ich habe zusätzlich zwei Gruppen für Baglama und eine Gruppe für Gitarre eingerichtet.“ Auch neue Instrumente hat Horrion angeschafft. Eine Erweiterung des Kursangebots sei ein Muss, erklärt er. Denn das Interesse am Projekt ist weiterhin groß. „Da sind noch fast 20 auf der Warteliste, die mitmachen möchten.“

In anderthalb Jahren Flüchtlingsprojekt mussten einige Hindernisse überwunden werden. Die größte Barriere war anfangs das Verständigungsproblem. „Anfangs hab’ ich noch viel Englisch mit den Leuten sprechen müssen“, berichtet Horrion. „Aber jetzt läuft das alles über Deutsch.“

Inzwischen ist er über das Projekt mit vielen Flüchtlingen gut bekannt. So auch mit der syrischen Kurdin Rania und ihrem Mann. Das Ehepaar musste Anfang 2015 aus der damals hart umkämpften Stadt Aleppo fliehen und landete in Wuppertal. Das Projekt lernte die 36-Jährige durch eines der Konzerte kennen, das die makoge für und mit Flüchtlingen organisierte.

Für Rania war es der Weg zurück zur Musik. Bereits als Jugendliche hatte sie drei Jahre Musikunterricht. Gitarre? Sie muss lachen. Nein, es war ein etwas anderes Instrument: Trompete. Bei Saiteninstrumenten ist sie eine echte Anfängerin. Aber nach einem halben Jahr Unterricht — erst auf Mandoline, dann auf Gitarre — klappe es schon ganz gut. „Ich bin zufrieden.“

Egal auf welchem Instrument Rania Musik macht — sie weiß um ihren Wert. „Musik ist wie eine Sprache. Wenn man noch nicht mit den Leuten sprechen kann, mit der Musik geht es. Was ich fühle, mein Inneres, kann ich ihnen musikalisch klarmachen.“

Mit ihren 14 Jahren ist Tina eine Generation jünger als Rania. Geboren in der iranischen Hauptstadt Teheran, kam sie 2014 mit ihren Eltern nach Deutschland. Beim Projekt ist sie seit fast einem Jahr. Die Gitarre ist ihr erstes Instrument überhaupt. Bis jetzt hat sie ihre Wahl nicht bereut. „Ich höre den Klang der Gitarre gerne. Es ist schön.“

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