Der Neue an der Gitarre: Ein Professor stellt sich vor

Gerhard Reichenbach wurde von Dieter Kreidler ausgebildet – nun ist er sein Nachfolger.

Wuppertal. Mehr als 35 Jahre lang prägte Dieter Kreidler als Hochschul-Professor die Gitarrenszene Wuppertals. Er holte wichtige Lehrer ins Tal, initiierte die erste Mandolinen-Professur Deutschlands und bildete bedeutende Gitarristen aus. Einer davon wird jetzt sein Nachfolger: Gerhard Reichenbach kam schon während seiner Gymnasialzeit zu Kreidler und blieb bis zum Abschluss. "Ich habe nie an einen Wechsel gedacht", sagt er heute. "Ich war immer rundum zufrieden in Wuppertal."

Allerdings studierte der Langenfelder zeitgleich bei Kostas Kotsiolis in Athen und verliebte sich in dieses Land: "Das war eine großartige Zeit." Nach einem Zwischenspiel an der traditionsreichen Musikschule Aschaffenburg und einer Stelle an der Musikhochschule Franz-Liszt in Weimar zog er ins griechische Thessaloniki.

Dort baute er am einzigen staatlichen Konservatorium Griechenlands eine Gitarrenklasse auf. "Mich hat allerdings gestört, dass die Lehrer dort nicht gewöhnt waren, zusammenzuarbeiten", bedauert er. Und die Studenten können ihrem Instrument nur einen Teil ihrer Zeit widmen, weil fast alle gleichzeitig ein "Broterwerbs"-Studium absolvieren.

So war Reichenbach durchaus zufrieden, als ihn vor einem Jahr der Ruf an die Wuppertaler Hochschule erreichte. Jetzt hat er auch seine Frau Dimitra Venetopoulou - ebenfalls Gitarristin - und seine drei Kinder nachgeholt und stellt sich mit einem Antrittskonzert der Öffentlichkeit vor.

So geht es ihm darum, ein breites Spektrum des Gitarrenrepertoires zu zeigen. Schon immer arbeitet Reichenbach daran, dieses Repertoire zu erweitern. So hat der neue Professor beispielsweise Klavier- und Lautenwerke Bachs oder Stücke von Mikis Theodorakis für Gitarre bearbeitet. Rossen Balkanski, Gerard Drozd und Buc Wolters widmeten ihm zeitgenössische Kompositionen, dazu kommen zahlreiche Ur- und Erstaufführungen.

Dabei reicht dem Gitarristen reine Virtuosität nicht aus: "Die Persönlichkeit des Spielenden macht die Musik interessant." Nur ganz nebenbei erwähnt er, dass er auch in den kommenden Wochen Meisterkurse in Rudolstadt und Skopkje hält und bei den bekannten Gitarrenfestivals Europas auftritt oder in den Jurys sitzt.

Elf Hauptfach-Studenten warten jetzt in Wuppertal auf neue Anregungen von Reichenbach. Ganz von alleine habe sich die Klasse mit Studenten aus aller Herren Länder gefüllt, freut er sich. Daran haben vermutlich die vielen Meisterklassen ihren Anteil. Mit drei Professoren ist die Gitarrenabteilung in Wuppertal aber auch eine der größten in Deutschland und genießt einen guten Ruf. Als Höhepunkt wartet im kommenden Jahr ein Austausch mit San Francisco auf Reichenbach und seine Studenten.

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