Wuppertaler Stadthalle Cellist begeistert mit seinen Klängen

Junges Orchester NRW und Solist Amit Peled bescheren dem Publikum in der Stadthalle einen Hörgenuss der Extraklasse.

Wuppertaler Stadthalle: Cellist begeistert mit seinen Klängen
Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. In der Stadthalle bescherte das Junge Orchester NRW knapp 500 Zuhörern einen Hörgenuss der Extraklasse. Denn als Gast konnte das Ensemble, das sich aus jungen Laien und Profimusikern aus ganz NRW zusammensetzt, Amit Peled begrüßen. Der israelisch-amerikanische Cellist gilt als einer der besten Solisten seiner Zunft.

„Für ein freies Ensemble wie das unsrige eine große Ehre“, schrieb Orchesterchef Ingo Ernst Reihl im Programmheft. Die Witwe des Jahrhundertmusikers Pablo Casals war von Amit Peled sogar so beeindruckt, dass sie ihm das Cello ihres verstorbenen Mannes anvertraute.

Auf diesem 1733 gebauten Instrument spielte Peled das Cellokonzert von Edward Elgar. Es ist das letzte vollendete Werk des englischen Komponisten — eine „herbstlich“ dunkle Musik von großer melodischer Schönheit. Sichtlich gebannt lauschte das Publikum den durchdringend klaren Tönen, mit denen Peled das Rezitativ des ersten Satzes interpretierte.

Das Orchester stellte das eingängige Hauptthema vor, das der Cellist mit hoher Intensität fortspann. Nach dem schnellen zweiten Satz zeigte Peled seine Kunst in fließend elegischem Bogenspiel, bevor das Orchester mit Verve auf den vierten Satz zusteuerte. Dann hatte der Cellist einen kraftvollen Auftritt, als er das Rezitativ des Auftakts aufgriff und elegant mit dem Finalthema verband.

Nein, fanden die Zuhörer, das konnte noch nicht alles sein. Sie klatschten so lange, bis der Cellist für ein Solo zurück auf die Bühne kam. Das Stück seiner Wahl war „Prayer from Jewish Life“. Wie Elgar ließ Komponist Ernest Bloch helle und dunkle Farben changieren — nur eben konzentriert auf wenige Minuten. Für das musikalische Gebet fand Peled Töne, die vor Leidenschaft vibrierten.

Die zweite Hälfte des Abends gehörte dem Orchester — und den Italienern. Die Unisono-Schläge, mit denen Verdis Ouvertüre zu „Macht des Schicksals“ begann, spielten die Bläser ebenso eindringlich wie präzise. Mit dem „Schicksalsmotiv“ stellten sich die Streicher vor. Eine überraschende Generalpause brachte einige Zuhörer zum Schmunzeln und schon ging es weiter in dynamischer Steigerung bis zum Ende.

Es war die richtige Einstimmung auf Ottorino Respighis „Pinien von Rom“. Für diese musikalischen Landschaftsbilder vergrößerte sich das Orchester noch einmal deutlich. Mit Glockenspiel und Xylophon ließen vier Perkussionisten „Die Pinien der Villa Borghese“ leuchten und glitzern. Es folgte eine getragene Melodie, die einen an eine antike Totenklage aus einer römischen Katakombe denken ließ.

In den „Pinien auf dem Ianiculum“, bei dem der Gesang einer Nachtigall den Orchesterklängen untergemischt wurde, war der Hörgenuss leider getrübt. Die Streicher waren hier nicht ganz zusammen. Eine letzte Überraschung hatte sich Dirigent Reihl für die „Pinien der Via Appia“ ausgedacht. Mitten im Stück drehte er sich um und gab drei Musikern, die im Rücken des Publikums auf dem Balkon des Konzertsaals standen, ein Zeichen. Als „Fernorchester“ sorgten sie für Bläserkaskaden im Stereo-Sound.

Das passte, denn mit seinem wuchtigen Rhythmus wirkt das Stück heute wie der Soundtrack zu einem Sandalenfilm à la Hollywood: effektvoll, aber auch ziemlich plakativ. Das Publikum störte sich nicht dran und jubelte, als das Orchester „Die Pinien der Via Appia“ als Zugabe brachte.

Einen Punkt sprach Orchesterchef Reihl noch an. Künftig werde das Junge Orchester NRW „nur einmal pro Jahr im Tal spielen“. Als Grund nannte er die hohe Miete, die die Stadthalle verlange. Wer das Ensemble 2017 nochmals hören möchte, muss nach Witten oder Essen fahren.

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