Bergische Orchesterfusion: Montag ist der Tag der Entscheidung

Stadtspitzen treffen sich. Nachbarstädte kritisieren Kamioka.

Wuppertal/Solingen. Wenn sich am Montagmorgen die Stadtspitzen aus Wuppertal, Remscheid und Solingen treffen, dürften deutliche Worte fallen — zu viele Misstöne gab es in den vergangenen Tagen und zu viele Emotionen kochten beim Thema Orchesterfusion hoch. Die Spannung ist groß: Denn nun entscheidet sich, ob die Oberbürgermeister die umstrittene Zusammenlegung der Bergischen Symphoniker mit dem Wuppertaler Sinfonieorchester ad acta legen — oder nicht.

Fakt ist: Die Wellen rund um den Orchestergraben und die Konzertbühne schlagen immer höher. Der Solinger Stadtrat hatte am Donnerstagabend einen Prüfauftrag an die Verwaltung, der in Wuppertal vorab für Empörung gesorgt hatte, in eine Anfrage umwandelt.

Dieser formelle Rückzieher führe jedoch nicht zu inhaltlichen Verschiebungen, wie es im Wuppertaler Rathaus heißt. „Wenn ich einige Formulierungen ändere, ändert das doch nichts am grundsätzlichen Signal“, sagt Kulturdezernent Matthias Nocke auf WZ-Nachfrage. Das Signal sei nach wie vor, dass Solingen durch sein Vorgehen aus dem vereinbarten Zeitplan aussteige.

Wie die WZ berichtete, wollten Solinger Politiker — ursprünglich durch einen Antrag — Alternativen zu einer Fusion prüfen lassen, obwohl sie bereits ein Gutachter untersucht hatte und ein Arbeitskreis Orchesterfusion mit Vertretern aus allen drei Städten im Einsatz ist.

Eigentlich wollte der Arbeitskreis im Juni einen gemeinsamen Vorschlag vorlegen, auf dessen Basis eine politische Entscheidung hätte fallen sollen. Der Arbeitskreis war einberufen worden, nachdem der Gutachter zu dem Ergebnis gekommen war, dass nur eine Zusammenlegung der Orchester zu nennenswerten Einsparungen führen könne.

Inzwischen ist in den Nachbarstädten auch eine heftige Diskussion über Toshiyuki Kamioka entbrannt. Es hagelt Kritik, da Wuppertals Chef-Dirigent auf Nachfrage erklärt hatte, für eine Fusion nicht zur Verfügung zu stehen. „Der Diskussionsstil in der Solinger und Remscheider Politik über Toshiyuki Kamioka hat mittlerweile unanständige Züge angenommen“, sagt Wuppertals FDP-Fraktionsvorsitzender Jörn Suika. FDP-Kreisverbandsvorsitzender Marcel Hafke hatte sich zuvor bereits inhaltlich gegen eine Fusion ausgesprochen, da der langfristige Einspareffekt den massiven Qualitätsverlust nicht ausgleichen könne.

„Neben den inhaltlichen Gründen zeigt sich jetzt, dass eine Fusion auch menschlich vor die Wand gefahren ist“, betont Suika, der deshalb ankündigt: „Sollten die drei Oberbürgermeister die Fusionsgespräche nicht von sich aus für beendet erklären, werden wir einen entsprechenden Antrag zur nächsten Kulturausschuss-Sitzung stellen.“

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