Beimels letztes Werk in Wuppertal

Am 26. Mai wird es in der Neuen Kirche ein Konzert zu Ehren des Komponisten geben. Am 30. Mai wäre Thomas Beimel 50 Jahre alt geworden.

Beimels letztes Werk in Wuppertal
Foto: Ángel Araújo

Vielen fehlt Thomas Beimel nach wie vor. Man sieht ihn nicht mehr auf dem Ölberg, wo er wohnte. Keine Radiofeatures, keine Bratschentöne mehr von ihm. Keine Musikeinfälle mehr, die er zu Papier brachte. Sein Engagement für Kinder gibt es nicht mehr. Poesie bringt er den Menschen nicht mehr nahe. „Er reißt eine Riesenlücke“, sagte Schauspieler Olaf Leitz kurz nach Bekanntwerden seines unerwarteten, viel zu frühen Todes am 29. Juni letzten Jahres.

Beimel kann man nicht in eine Schublade stecken. Dafür arbeitete er neben seinem musikalischen Schaffen als Bratscher und Komponist auch noch auf anderen Gebieten. Als Musikwissenschaftler veröffentlichte er zwei Bücher und schrieb Artikel über zeitgenössische Musik, die in führenden musikwissenschaftlichen Zeitungen in Deutschland, Österreich, Rumänien, Tschechien und den USA publiziert wurden. Für den Deutschlandfunk Köln war er als Autor tätig. Auch für Schulkinder hat er sich engagiert. So erarbeitete er im Rahmen des Projekts „Kultur am Vormittag“ mit Grundschülern ein Theaterstück mit Musik nach Molière.

Nicht nur in Wuppertal war er zu Hause. Auch in Osteuropa und Südamerika hielt er sich auf. In Bukarest lernte er bei Myriam Barbe das Komponieren. Nach ihrem Tod im Jahr 1997 wurde er ihr Nachlassverwalter.

Beimel beschrieb „musikalische Kommunikation als einen Akt, in dem sich Menschen in Würde solidarisch begegnen können“. Die Klassik beschäftigte ihn genauso wie die improvisierte Musik.

Mit dem Ensemble Partita Radicale wird er als Bratscher in Verbindung gebracht, das sich im Grenzbereich von Improvisation und Komposition bewegte. Für die Wuppertaler Bühnen schrieb er die Musik zur ersten integralen Theaterfassung von Franz Kafkas Erzählung „In der Strafkolonie“ und „Vom guten Ton — die Welt ist voller Geplapper“. Für Kinder und Jugendliche gab es Liveaufführungen in der Schwebebahn.

Er war sehr umtriebig, kümmerte sich auch um Dates, die in der Zukunft lagen. Etwa befasste er sich bis kurz vor seinem Tod mit einem Konzert anlässlich seines nächsten runden Geburtstags. Die Grundidee zu dem Programm hat er noch selbst konzipiert.

Bald, am 30. Mai, wäre Beimel nämlich 50 Jahre alt geworden. Also wird aus diesem Anlass das von ihm geplante Konzert an drei Orten, einer davon in der Wuppertaler Sophienkirche, trotzdem stattfinden.

Selbstverständlich ist Beimel mit fünf Werken als Querschnitt seines kompositorischen Schaffen vertreten: „Umfragen“ für Frauenstimmen, „Cantus“ für gemischten Chor, „Canti minori“ für Akkordeonensemble, „erwacht“ für gemischten Chor und Schlagzeug sowie „kreisförmiges ritual“ für Streichquartett.

Natürlich ist mit ihrem dritten Streichquartett „Lui Nau“ auch Myriam Marbe vertreten. Weitere Musik aus Rumänien gibt es von George Enescu. Der erste Satz (Mélodie) aus seiner Suite Nr. 3 für Klavier wird gespielt.

Musik aus Südamerika ist auch dabei: „contra la olvidación“ (gegen das Vergessen) für Klavier aus der Feder der im Februar dieses Jahres verstorbenen argentinischen Komponistin Graciela Paraskevaídis.

Ebenso haben andere Komponisten Beimel sein künstlerisches Schaffen angeregt. Also ist das „Adagio“ aus dem Streichquartett op. 20 Nr.5 in f-Moll von Joseph Haydn mit dabei. Des Weiteren werden Boris Blachers „Sinnsprüche Omars des Zeltmachers“ für Bariton & Klavier und die „Messe des pauvres“ (Armenmesse) für Klavier und Chor von Erik Satie aufgeführt.

Das abwechslungsreiche Programm spiegelt also Beimels musikalisches Schaffen und seine Einflüsse von anderen Tonschöpfer wider.

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