Alkohol, Gewalt und blaue Flecken: Aufklärung im Theater

"Die Frau, die gegen Türen rannte": Schauspielerin Julia Wolff präsentiert den Monolog im Café Ada.

Wuppertal. Sie ist „Die Frau, die gegen Türen rannte“: Schauspielerin Julia Wolff feiert am kommenden Donnerstag mit einem brisanten Thema Premiere im Café Ada. Der Monolog, den die Wuppertaler Bühnen am 24. Oktober um 20 Uhr an der Wiesenstraße vorstellen, basiert auf einem Roman des irischen Schriftstellers Roddy Doyle. In ihm erzählt der Autor die Geschichte der alkoholsüchtigen Paula Spencer aus Dublin. In Wuppertal verkörpert Julia Wolff die 39-Jährige, die unermüdlich versucht, ihr Leben aus eigener Kraft in den Griff zu bekommen.

Frau Wolff, wie wichtig ist es, das Thema Alkohol und Süchte auf die Bühne zu bringen?

Julia Wolff: Sehr wichtig. Jeder sechste Erwachsene hat ein Alkoholproblem. Fast jeder ist also familiär irgendwie involviert — auch als Co-Abhängiger. Es ist ein generell gesellschaftliches Problem und dadurch auch für das Theater relevant. Da muss noch viele Aufklärungsarbeit geleistet werden und der Umgang damit muss selbstverständlicher und offener werden.

Die Wuppertaler Bühnen gastieren zum ersten Mal mit einem Schauspiel im Café Ada. Ist es mehr eine Notlösung - oder in der Tat eine geeignete Bühne?

Wolff: Nach der endgültigen Schließung des Schauspielhauses gingen wir auf die Suche nach geeigneten Räumen innerhalb Wuppertals. Das Café Ada ist nahezu perfekt für unseren Monolog-Abend. In der ersten Etage gibt es einen sehr schönen Theaterraum. Ab und an werden dort auch kleinere Tanzabende und Konzerte veranstaltet.

Wird es viele Requisiten oder eher den Text pur geben?

Wolff: Es ist keine szenische Lesung. Natürlich gibt es Requisiten, ebenso Kostüm, Maske und alle anderen Gewerke, die bei einem solchen Abend wichtig sind.

Sie stehen ganz allein im Rampenlicht. Ist diese Herausforderung erfüllender, weil der Applaus am Ende allein Ihnen (und dem Regisseur Frank de Buhr) gelten dürfte, oder ist der Erwartungsdruck im Vergleich zu anderen Inszenierungen womöglich noch größer, weil alle Blicke ausschließlich auf Ihnen ruhen?

Wolff: Der Applaus gilt nie nur den Schauspielern, sondern dem ganzen Team. Dazu gehören Regie, Bühne, Kostüm, Maske und Requisite. Natürlich ist eine „One-Woman-Show“ eine andere Herausforderung, da ich keine Kollegen habe, mit denen ich spielen kann und aus denen ich Impulse nehmen könnte.

Sie haben den Monolog zusammen mit Regisseur Frank de Buhr erarbeitet. Wie viel Spielraum hatten Sie?

Wolff: Es war und ist eine gleichberechtigte Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Gibt es eine Textstelle, die Ihnen ganz besonders am Herzen liegt, die Sie selbst sehr berührt, die Ihnen schwer über die Lippen geht?

Wolff: Es gibt viele. Da gibt es zum Beispiel eine ganz präzise Rauschbeschreibung, in der klar herauskommt, wie sich Paula selbst belügt, betrügt und den Alkoholmissbrauch für sich rechtfertigt. Dann ist da die Ambivalenz im Umgang mit ihren Kindern, die sie vernachlässigt und trotzdem abgöttisch liebt. Mich berührt ganz allgemein, wie sie Gewalt erlebt und beschreibt.

Nach der aktuellen Spielzeit steht ein Intendantenwechsel an. Nimmt man da als Schauspielerin schon jetzt schrittweise Abschied? Oder kann man es ausblenden?

Wolff: Das Theater-Dasein ist voll von Abschieden und Trennungen. Nach jedem Stück nimmt man Abschied — von der Rolle, von Regisseuren und natürlich auch von Kollegen, die einem ans Herz gewachsen sind. Wir kennen es nicht anders. Das bringt der Job eines Schauspielers mit sich.

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