Al Di Meola ist melodischer geworden

Der Fusion- und Jazz-Gitarrist spielte im Rahmen der Klangart-Reihe im Skulpturenpark Waldfrieden — gleich zweimal.

Al Di Meola ist melodischer geworden
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Wuppertal scheint seit wenigen Jahren immer mehr wieder zu einem Mekka in Sachen Musik zu werden. In der Stadthalle geben sich nach langer entbehrungsreicher Zeit erneut Weltstars die Klinke in die Hand. Berühmtheiten geben sich auch im Live Club Barmen ein Stelldichein. Außerdem lässt sich der Skulpturenpark Waldfrieden nicht lumpen. Im Rahmen der Reihe „Klangart“ gab es bereits etliche Highlights. Etwa war von der legendären Jazzrock-Band „Return To Forever“ aus den 70ern im vergangenen Sommer der Ausnahmebassist Stanley Clark zu Besuch.

Ein weiteres ehemaliges Mitglied, Al Di Meola, gab sich nun am ersten Augustwochenende gleich zweimal die Ehre. Ausverkauft vermeldete der Veranstalter für beide Events auf seiner Homepage.

Der künstlerische Leiter Maik Ollhoff sagte sogar, man hätte aufgrund der großen Publikumsresonanz eigentlich ein weiteres Konzert organisieren können. Also pilgerten am ersten Tag wieder die Fans in Scharen schon frühzeitig die Hirschstraße hinan zur Open-Air-Bühne vor der Villa Waldfrieden.

Von Al Di Meola wird behauptet, der weltweit schnellste Gitarrist zu sein. Die Generation 50 plus ist jedenfalls fest davon überzeugt. Als er als zweite und letzte Zugabe den Hit „Mediterranean Sundance“ — den ersten Titel des Kultalbums „Friday Night In San Francisco“ aus dem Jahr 1981 mit ihm, John McLaughlin und Paco De Lucia — anstimmte, war klar, dass er nach wie vor über flinke Finger verfügt.

Selbst bei wieselflinken Läufen kam jeder einzelne Ton lupenrein von der Bühne. Die Spieltechnik gemahnte zwar an seine Anfänge, als er ab 1974 mit „Return to Forever“ den Olymp der Jazzgitarristen binnen kurzem erklommen hatte. Sein jugendlicher Überschwang, sein exorbitantes Handwerk als Selbstzweck frei nach dem Motto „schneller, höher, weiter“ sind beim Anhören seiner alten Scheiben nicht ganz von der Hand zu weisen. Doch heute stellt er dieses Rüstzeug ganz in den Dienst der Musik.

Al Di Meola ist melodischer geworden. Ausgereifter, kompositorisch vielschichtiger sind seine Stücke inzwischen. Spielte der stolze Vater einer kleinen Tochter „Ava‘s Lullaby“ (Wiegenlied für Ava), entlockte er seinem Instrument traumhaft schöne musikalische Linien. Respekt zollte Di Meola den Beatles mit dem Oldie „Because“, verewigt auf seiner CD „All Your Life“, das er in völlig neuem akustischen Gewand in sich ruhend erstrahlen ließ.

Werbung machte er schon jetzt für seine neue, noch nicht erschienene Scheibe mit zwei Stücken: dem Arbeitstitel „Milonga“ und „Cerreto“. Dabei war ihm der ebenfalls international renommierte italienische Gitarrist Peo Alfonsi ein kongenialer Partner. Ruhige, balladeske Passagen alternierten kunstfertig mit fetzigen, hoch virtuosen Momenten. Hin und her gingen die musikalischen Spielbälle, mit denen sie solistisch höchst kreativ umgingen.

Auch ihr schnelles Unisonospiel ließ hinsichtlich Synchronizität keine Wünsche offen. Der ungarische Schlagzeuger Peter Kaszas stand dem hohen Niveau der beiden Gitarristen in nichts nach. Komplexe Rhythmen kamen spielerisch leicht daher. Ein sensibler Umgang mit seinem Instrumentarium faszinierte genauso wie sein großes Temperament.

Als Trio spielten die drei erstklassigen Musiker wie aus einem Guss. Jeder noch so heikle Einsatz stimmte punktgenau. Die komplexen Titel „Mawazine“ wie „Adour“ aus dem Album „Elysium“ gerieten zu einem wahren Hörgenuss. Zwischendurch blitzte immer wieder der Jazzrock auf, bis es auf einmal zur ersten Zugabe kam: die Beatles-Nummer „She’s Leaving Home“.

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