„Ekel Alfred“ und die „dusselige Kuh“

Birgit Loykowski feiert im Theater Intakt ihr Regiedebüt. „Ein Herz und eine Seele“ ist kurzweilige Unterhaltung.

Wuppertal. Ekel Alfred zetert. Gewöhnlich sitzt er dafür in der Zweieinhalbzimmerwohnung, sieht fern, liest Zeitung, trinkt Bier und schimpft ununterbrochen über die Regierung. Aber an diesem Tag ist alles anders: Er und seine Gattin Else, die er nach 25 Jahren nur noch "dusselige Kuh" nennt, feiern Silberne Hochzeit. Von "ein Herz und eine Seele" keine Spur.

Trotzdem hat das Ensemble im Theater Intakt diese nur noch lauwarme Liebe auf die Bühne gebracht. An der Dahler Straße hob sich das erste Mal der Vorhang für die Komödie "Ein Herz und eine Seele - die Silberhochzeit" nach der Vorlage der gleichnamigen Fernsehserie von Wolfgang Menge, die in den 70ern Jahren Kultstatus hatte. Zugleich war es das Regiedebüt von Birgit Loykowski.

Und das gefällt den Gästen im voll besetzten Haus. Spätestens bis die charakteristische Melodie auf dem Schifferklavier erklingt, werden alle perfekt in die leicht miefige Zeit zurückversetzt. In der wohlig-kuscheligen Atmosphäre des Wohnzimmer-Theaters fühlt sich der Gast wie daheim - oder wie bei Oma zum Kaffeetrinken: Rüschengardinen, gewagt gemusterte Tapeten und Komödchen. Das ist ein leichtes Amüsement, was aber nichts mit dumpfer Berieselung vor dem Fernseher gemein hat.

Alfred Tetzlaff, gespielt von der Wuppertaler Kinderbuchautorin Roswitha Lunetta Kapp, hat - wie soll es anders sein - den Hochzeitstag mit Gattin Else (Melanie Maria Börner) vergessen. Das "Ekel" brilliert in der Hauptrolle - das passt wie Schnurrbart und Hosenträger. Die Gattin und die Tochter samt frischgebackenem Schwiegersohn liefern ihm die Stichwörter, und Alfred legt los. Schlägt verbal zu. Nichts und niemanden schont der Nörgler.

Tochter Rita (Cornelia Ahlefelder) und Schwiegersohn Michael (Ralf Hausotte) ertragen die Launen des Familienoberhaupts, aber die junge Generation ist ebenso bemüht, die Fassade eines Familienidylls aufrecht zu erhalten. Bleibt nur zu hoffen, dass kein weiblicher Gast einen "Ekel Alfred" daheim neben sich auf dem Sofa sitzen hat - auch nicht nach 25 Jahren Ehe, wenn das erste Verliebtsein verflogen ist.

Regie: 4 von 5 Punkten

Bühne: 5 von 5 Punkten

Ensemble: 3 von 5 Punkten

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