Küsse von gerupften Hühnern

Eugen Egner zeigt bis Heiligabend Trinkbilder im Café du Congo.

Küsse von gerupften Hühnern
Foto: Anna Schwartz

Er sprach von Hinterwelten im Cartoon, von aberwitzigen Geschöpfen und wortkosmischer Animation. Die Eröffnungsrede zur Cartoon-Ausstellung „Schwarz und Weiß“ des Wuppertaler Autors, Zeichners und Musikers Eugen Egner passte zum gepriesenen Sujet. Christian Esch ist Direktor des NRW Kultursekretariats, leidenschaftlicher Egner-Fan und Wegbegleiter. Für ihn hat Wuppertal immer noch nicht die Bedeutung des Künstlers erkannt, der als einer der bedeutendsten lebenden Vertreter der deutschsprachigen Groteske gilt und renommierte Preise erhalten hat. Nicht immer leicht zu verstehen, etwas verwirrend und doch ausgefallen hielt Esch seine Laudatio, ähnlich der zehn Zeichnungen an den Wänden des Cafe du Congo.

Für die Ausstellungsreihe hat Egner Trinkbilder ausgesucht, wie passend. Nicht jeder kann ihm in seinem Nischenkonstrukt folgen, etwa wenn man sich folgenden Cartoon anschaut: „Das passiert mir immer“, erklärt ein Mann an einem Tisch einem anderen, trinkt einen Schluck, verwandelt sich in ein gerupftes Huhn welches von einem angeflogenen Huhn geküsst wird und wieder zurück. „Die skurrilen Pointen sind nicht immer sofort erkennbar“, so Esch.

Egners Figuren und Geschöpfe schweben oft im Raum, sind nicht bodenständig. Esch vergleicht sie mit Noten, die auf einen Klang verweisen. Egners „Eugenes“ Denken schafft verformte Welten mit einer Parallelkultur. Mit einem Seil an einem Tisch befestigt, trinken in einem gravitationsfreiem Raum schwebend sieben, an Marsmännchen erinnernde Gestalten, Getränke mit einem Strohhalm. Derjenige der die Gläser einschenkt, beklagt sich, dass ihm der Arm lahm wird.

„Das ist Egners verschwurbelte Kunst“, resümierte ein Gast, der sich an den Bildern erfreut. Nicht präsentieren konnte Egner sein neues Buch „Die wahren Zusammenhänge“ — er hatte es schlicht nicht dabei. Entstanden während der letzten fünf Jahre enthält es 25 Erzählungen. Und hier kann die Brücke zu seinen Cartoons geschlagen werden, denn auch in diesen findet sich das „Andere“, das „Wundersame“. Seine oft schwarze Komik erschafft im fantasievollen Rausch Chimären und Fabelwesen, grotesk und sonderbar und oft scheint doch alles ganz anders. Teilweise erscheinen sie wie Traum- oder Rauschsequenzen, schräg aus dem Blick der Gewohnheit.

Die Ausstellungsreihe im Café du Congo, Luisenstraße 118, hat bisher unter anderem Werke von Polo, Jorgo, R.M.E. Streuf und Uwe Becker gezeigt. Für das kommende Jahr sind Nicht-Wuppertaler geladen. Den Anfang macht Burkh mit seiner Cartoon Serie für Charlie Hebdo Deutschland und danach ARI Plikat, der zuletzt mit seinen Werken im Caricatura Museum Frankfurt zu sehen war. Die Eugen Egner-Ausstellung ist bis zum 24. Dezember zu sehen. bru

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