Krisensicher im Krisengebiet: Bundeswehr sucht Nachwuchs

Was Wuppertaler Jugendliche an einer späteren Karriere „beim Bund“ reizt.

Wuppertal. "Bei uns muss man keine Angst vor Konjunkturschwankungen haben, die Löhne kommen pünktlich. Man muss keine Krankenkasse bezahlen und der Job ist sicher." Ein Traum? Mitnichten: So beschreibt der Wehrdienstberatungsoffizier Dennis Czerwinski eine Karriere bei der Bundeswehr.

Sein Job ist es, an weiterführenden Schulen oder wie an diesem Nachmittag im Berufsinformationszentrum (BIZ) in der Hünefeldstraße über eine Laufbahn bei der Bundeswehr zu informieren. Seine Abteilung nennt sich "Zentrum für Nachwuchsgewinnung".

Potenzieller Nachwuchs sind Fabian Dröse (24) und Vanessa Sept (16) aus Wuppertal. Beide sind sich sehr sicher, dass sie zur Bundeswehr wollen. "Meine Schwester ist auch schon bei der Bundeswehr und studiert da Medizin", erklärt Vanessa ihr Interesse. Czerwinski informiert in einer Power-Point-Präsentation und mit Hilfe von Filmen über die unterschiedlichen Laufbahnen beim Bund, vom einfachen Arbeiter bis zum Offizier. "Jede Kaserne hat einen Kraftraum, eine Sauna und ein Schwimmbad und die darf man auch nach dem Dienst nutzen", sagt der Wehrdienstberatungsoffizier.

An den beiden Bundeswehruniversitäten in Hamburg und München gäbe es keinen überfüllten Hörsaal, das Studium verläuft in kleinen Lerngruppen und wird zügig durchgezogen - und vor allem werde man bereits ab dem ersten Tag bezahlt.

Fürs Studium bezahlt werden, das ist ein Argument für Vanessa. Die Gymnasiastin würde gern Human- oder Zahnmedizin studieren. Eigens deshalb wählt sie Mathe und Biologie als Leistungskurse. Zwar dauert es noch zwei Jahre bis die 16-Jährige das Abitur hat, aber ihr Wunsch, zur Bundeswehr zu gehen, steht "ziemlich fest". Auch wenn die meisten ihrer Freunde eher skeptisch seien. Das Interesse für die Bundeswehr als Arbeitgeber sei groß, so Czerwinski. Der Berater in der Wuppertaler Arbeitsagentur, Silvio Blüthgen, habe pro Tag zirka fünf Beratungsgespräche.

Czerwinski nennt neben all den Annehmlichkeiten auch die Realität der Bundeswehrsoldaten: Medizinstudenten beim Bund verpflichten sich beispielsweise für 17 Jahre. "Und da kommt man nicht raus", sagt er.

"Viele jungen Menschen haben eine falsche Vorstellung von der Bundeswehr. Manche glauben tatsächlich, sie müssten keine Waffe anfassen, aber das geht natürlich nicht", erklärt Czerwinksi und sagt ganz klar: "Wer eine Karriere beim Bund macht, wird bei Auslandseinssätzen eingesetzt - jeder einzelne im Schnitt alle zwei Jahre für vier Monate - und da führt kein Weg dran vorbei."

Dieser Tatsache sind sich Fabian Drösel und Vanessa Sept bewusst. Das gehöre eben dazu und sei das mit dem Beruf verbundene Risiko.

Drösel ist Fernmeldeanlagen-Elektroniker und gerade auf Jobsuche. "Mein Interesse für die Bundeswehr besteht schon lange, mein Hobby ist nämlich auch Militärgeschichte", sagt Drösel. Aber wegen Ausbildung und Arbeit sei er bis jetzt noch nicht dazu gekommen, sich als Soldat zu bewerben. "Ich will mich auch bewerben, weil der Job wirtschaftskrisen-sicher und gut bezahlt ist", sagt Drösel: "Man lernt die Welt kennen."

Czerwinski entgegnet: "Ja, aber ein Einsatz in Kabul oder Kundus ist kein Sommerurlaub."

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