Begrabt mein Herz in Wuppertal Konferenz mit Bratwurst und Ballon

WZ-Kolumnist Uwe Becker schreibt neuerdings alle seine Träume auf.

Begrabt mein Herz in Wuppertal: Konferenz mit Bratwurst und Ballon
Foto: Joachim Schmitz

Wuppertal. Seit einigen Monaten halte ich meine Träume direkt nach dem Aufwachen schriftlich fest. Ich hatte das schon immer vor, aber bisher war ich einfach zu faul oder noch zu müde. Nach der ersten Niederschrift eines Traums fand ich jedoch Gefallen daran, und so habe ich jetzt schon eine stattliche Anzahl zusammen. Es reicht noch nicht für ein Buch, aber ich denke, in ein oder zwei Jahren werde ich genug Träume zusammen haben, um einen Bestseller daraus zu machen. Da ich einen Wuppertaler Verlag für mein Traumbuch gewinnen möchte — die Heimat liegt mir am Herzen — veröffentliche ich natürlich nur Träume, die ich in meiner Geburtsstadt durchlebe.

Alles was ich im Urlaub geträumt habe oder noch träumen werde, könnte ich später einmal in einem dünnen, gelben Reclam-Heftchen veröffentlichen. Das reicht, weil ich im Jahr höchsten für eine Woche verreise. Viele Träume kann ich morgens leider nicht aufschreiben, da sie viel zu verrückt und abgedreht sind, oder weil sie mir schlicht und ergreifend komplett entfallen sind. Manchmal erinnere ich mich auch nur an den Mittelteil, aber der Anfang und das Ende des Traums fehlen.

Hierzu habe ich ein konkretes Beispiel: Im Traum war nicht Andreas Mucke Oberbürgermeister von Wuppertal, der die Stadt mit harter Hand regierte, sondern Donald Trump. Ich kann mich nur daran erinnern, dass Trump den Wuppertaler Schausteller und Fraktionsvorsitzenden der CDU, Michael Müller, zu seinem Pressesprecher ernannt hatte. Müller empfing die Wuppertaler Journalisten immer an seinem Imbiss-Wagen auf dem Elbefelder Markt und verkaufte nebenher seine Bratwürste.

Neben ihm standen zwei seiner Gehilfinnen, die beide einen orangefarbenen Luftballon in der Hand hielten, auf dem einen stand „Presse“ und auf dem anderen „Konferenz“. Wenn Müller die Veranstaltung beendete, brachte er mit einer Pommes-Gabel die Ballons zum Platzen und ermahnte die Vertreter der schreibenden Zunft mit den Worten: „Wenn ihr leakt, dann gibt es aber Saures!“

Solche Träume kann man natürlich schlecht so stehen lassen, da muss ich dann vorne und hinten noch etwas dazu dichten. Hierzu habe ich aber auch schon einige Ideen gesammelt. Viele Träume von mir sind aber auch fix und fertig. Einen davon möchte ich Ihnen hier vorab nicht vorenthalten.

Meine Eltern und meine Geschwister waren keine Menschen. Alle Familienmitglieder bestanden aus Sprichwörtern. Meine Mutter war „Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus“, mein Vater „Bellende Hunde beißen nicht“ und mein Bruder „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“. Meine beiden Zwillingsschwestern „Ein Unglück kommt selten allein“. Ich selber war „Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen“.

Wir saßen am Frühstückstisch, als es klingelte. Zu Besuch kam meine Tante „Ende gut, alles gut“. Was mir jetzt noch fehlt, ist ein knalliger Buchtitel und ein Sponsor.

„Traumstadt Wuppertal“ fände ich schön, da könnte ich die Leiterin vom Kulturbüro, Frau Heigermoser, mal ansprechen. „Wenn’s um Träume geht, Sparkasse“, gefällt mir zwar nicht, aber wenn sie die Kohle rüberschicken, könnte ich schwach werden. Jetzt lege ich mich erstmal hin und arbeite ein wenig. Gute Nacht!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort