Kirchen sehen Sonntage durch Einzelhandel bedroht

Die Glaubensgemeinschaften kritisieren die Diskussion um die verkaufsoffenen Sonntage. Einzelhändler sind ebenfalls skeptisch.

Kirchen sehen Sonntage durch Einzelhandel bedroht
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Wuppertal. Der 3. Dezember ist in diesem Jahr der 1. Advent - und damit im Kirchenjahr ein bedeutender Tag, ganz abgesehen davon, dass Sonntage generell „Tage des Herren“ sind. Darum ist auch die Kirche in Wuppertal nicht angetan von der Diskussion um den verkaufsoffenen Sonntag, den die IG 1 fordert.

Ilka Federschmidt, Superintendentin des Kirchenkreises Wuppertal, sagt dass die Evangelische Kirche sich gegen verkaufsoffene Sonntage in der Adventszeit ausspreche. „Wir verstehen das Interesse des Einzelhandels, müssen aus kirchlicher Sicht aber feststellen: Die Adventszeit bezieht ihren ursprünglichen Sinn aus dem christlichen Glauben. Sie ist eine Zeit der Besinnung auf Gott und der „Buße“ der Umkehr.“ Deswegen eigne sich die Weihnachtszeit nicht als Anlassbezug für einen verkaufsoffenen Sonntag - „ebenso wenig wie das christliche Weihnachtsfest für eine Zeit des besonderen Konsums.“ Die Evangelische Kirche in Wuppertal könne einem verkaufsoffener Sonntag nicht zustimmen. Das „verstellt aus kirchlicher Sicht die ursprüngliche Bedeutung der Adventssonntage.“

Auch die Katholiken sind grundsätzlich gegen verkaufsoffene Sonntage, wie Stadtdechant Bruno Kurth auf Anfrage sagt. Aber es gebe eben eine Gesetzeslage, die Ausnahmen möglich mache. Bisher habe man in Wuppertal immer eine gute Lösung auf Basis dieser Gesetzeslage gefunden — auch weil die Gewerkschaft Verdi mit Nachdruck auf diese Gesetzeslage aufmerksam mache.

Die Gesetzeslage sei das eine, sagt Kurth, die Bereitschaft zum Kompromiss das andere. Mit einem vernünftigen Dialog ist es aus Sicht Kurths aber durchaus möglich, auch einen Sonntag in der Adventszeit für den Verkauf zu öffnen.

Generell sieht er aber die Entwicklung mit Sorge - gerade mit Blick auf das Vorhaben der Regierung in Düsseldorf, bis zu acht Sonntage im Jahr freizugeben. „Wir können nicht mit jedem Regierungswechsel den Sonntag neu verhandeln.“. Wenn die generell sicher geschützt seien, sieht er eine Verhandlungsbasis, Ausnahmen zu verhandeln.

Er weißt als Mitglied der Interessengemeinschaft Friedrich-Ebert-Straße (IGFES) aber auch darauf hin, dass das Interesse an verkaufsoffenen Sonntagen unter Inhabern generell gering sei. „Inhabergeführte Geschäfte brauchen das nicht“, sagt er. Aus den Reihen der Einzelhändler wird das bestätigt, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Allerdings ist von der IGFES kein Antrag auf verkaufsoffene Sonntage bekannt. Stattdessen gibt es Pläne für ein adventliches Moonlight-Shopping am Freitag vor dem 2. Advent. Das Interesse sei groß, bestätigt Vorsitzender Michael Kozinowski, die Veranstaltung sei fast in trockenen Tüchern.

Auch Daniel Kolle, Bezirksgeschäftsführer der Verdi, weiß um die Situation der Inhabergeführten Geschäfte. Für die sei das ein Verlustgeschäft. „Das sagen uns zwei Drittel der Einzelhändler.“ Deswegen poche auch nur die IG 1 mit ihren großen Ketten auf den verkaufsoffenen Sonntag.

Die IG 1 und der Bergische Einzelhandelsverband hatten am 1. September einen Antrag auf einen verkaufsoffenen Sonntag gestellt. Verdi kritisierte den und droht für den Fall einer positiven Ratsentscheidung mit Klage. Die Stadt hat die Beteiligten am heutigen Freitag zu einem Gespräch eingeladen.

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