WZ-Fotograf Kurt Keil erinnert sich an die Sprengung des Baus.

15 Kilo Sprengstoff genügten im August 1972, um den Odin-Palast in Schutt und Asche zu legen.
Kurt Keil15 Kilo Sprengstoff genügten im August 1972, um den Odin-Palast in Schutt und Asche zu legen.
Mit seinem markanten Turm zählte der Odin-Filmpalast einst zu den baulichen Wahrzeichen Barmens. Doch auch seine bemerkenswerte Architektur und der imposante Eingang konnten das Kino an der Berliner Straße in Wupperfeld nicht vor dem Sprengmeister retten. Am 9. August 1972 wurde das Gebäude gesprengt. Der Odin-Palast, in dem viele Jahrzehnte die Wuppertaler ihre Filmhelden bewunderten, machte einem weit weniger beeindruckenden Wohn- und Geschäftshaus Platz.
Bilder erzählen Stadtgeschichte
Der langjährige WZ-Fotograf Kurt Keil hatte von der Redaktion den Auftrag bekommen, die Sprengung in Bildern festzuhalten. Was heute undenkbar erscheint, war damals noch möglich: Obwohl der Sprengmeister Bedenken anmeldete, durfte sich Kurt Keil einen benachbarten Hauseingang an der Berliner Straße als Standort für den Schnappschuss aussuchen. „Dabei machte der Sprengmeister sich gar nicht mal Sorgen um mich, sondern er befürchtete, dass Schaulustige denken würden: ,Wo der steht, da kann ich auch stehen’. Ich habe ihn dann mit dem Hinweis, dass die Redaktion ein gutes Foto aus der Nähe erwartet, davon überzeugen können, dass er mich nach vorne lässt“, erinnert sich Kurt Keil.
Mit 15 Kilo Sprengstoff wurde der Turm zu Fall gebracht – und seitdem weinen viele Wuppertaler einem weiteren verlorenen Wahrzeichen ihrer Stadt hinterher. Viele Baudenkmäler, die den Krieg überdauert hatten, wurden später ein Opfer des sogenannten Fortschritts, dem bekanntlich auch das legendäre Thalia-Theater im Weg stand.
Weitere Fotos von Kurt Keil zeigen aber auch, dass die Sicherheitsbestimmungen bei derartigen Sprengungen einst von einer ganz anderen Qualität waren. Parkende Autos auf der gegenüberliegenden Fahrbahnseite der B 7 und damit in unmittelbarer Nähe würde es heute bei einer vergleichbaren Aktion sicher nicht geben.
Kurt Keil erinnert sich, dass die 15 Kilo Dynamit ihre Wirkung nicht verfehlt haben. „Die Warnung des Sprengmeisters, in Deckung zu gehen, war nicht unbegründet. Das habe ich gemerkt, als ganz in der Nähe meines Standortes einige tennisballgroße Steine einschlugen. Doch insgesamt verlief alles glatt“, so Kurt Keil.
Das Haus hat eine lange Geschichte
Unter dem Titel „Hoppla jetzt komm ich“ hatte der Autor Harald Dülfer einst das erste halbe Jahrhundert Kintopp in Wuppertal zusammengefasst. Eine wichtige Rolle spielt in den Erinnerungen natürlich der Odin-Palast. In dem Buch heißt es: „Im Dezember 1928 eröffnen die Brüder Eugen und Max Wenner auf der Berliner Straße den Odin-Palast mit dem großen Stummfilmschlager ,Wolga, Wolga’.
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