Kindermädchen für alle Fälle

Nannys betreuen nicht nur Kinder, sie begleiten sie oft durch die ganze Jugend. Iris Brügger hat sich dafür entschieden als ihr der Job in der Kita zu stressig wurde.

Wuppertal. Für die Einen ist sie der absolute Luxus, ein Zeichen von Reichtum, das man nur von Hollywoodstars kennt — für die Anderen ist sie die einzige Möglichkeit, Beruf und Kinderbetreuung zu vereinen: Iris Brügger ist eine Nanny.

Die gelernte Erzieherin arbeitet exklusiv für eine Familie, betreut die Kinder zuhause und kümmert sich um den Haushalt. Flexibilität nennt die 44-Jährige als einen der Gründe, warum sich manche Eltern eine Kinderfrau leisten: „Ich komme auch, wenn das Kind krank ist oder in den Schulferien. Bei Bedarf würde ich sogar mit in Urlaub fahren.“

Ihre Arbeitgeber seien in der Regel Akademiker mit Vollzeitstellen, die für eine individuell gestaltbare Kindererziehung gern deren Kosten in Kauf nehmen. „Ich arbeite ganz normal auf Steuerkarte“, betont die schlanke blonde Frau. Ein 400-Euro-Job käme für sie nicht infrage, immerhin muss sie davon ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Wer eine Nanny engagieren will, sollte sich schon im Vorfeld darüber im Klaren sein, in welchem Stundenumfang sie tätig werden soll und wie viel zuzüglich der Sozialversicherungsleistungen zu bezahlen ist. Das Gehalt sollte sich daran orientieren, was Erzieherinnen in einer Einrichtung verdienen, meint die Fachfrau. Auch über die Aufgaben ihrer Angestellten sollten sich die Eltern Gedanken machen, bevor sie eine Anzeige in der Zeitung oder im Internet aufgeben: Soll sie nur die Kinder betreuen oder auch den Haushalt versorgen?

Ein weiterer Vorteil einer Nanny, so findet die passionierte Erzieherin, sei der persönliche Kontakt mit den Kleinen. Auch die Betreuung in den vertrauten Räumen hebt sie hervor: „Gerade bei den Unter-Dreijährigen ist der Wechsel in eine fremde Umgang manchmal schwer, insbesondere, wenn in einer Kita viele Kinder sind.“

Der hohe Belastungsgrad in einer Kindertagesstätte war es auch, der seinerzeit zu Iris Brüggers Entscheidung zum Wechsel in die private Betreuung geführt hat: „Es musste immer mehr dokumentiert werden, das hätte ich in der regulären Arbeitszeit gar nicht geschafft.“ Und auch die 30 Minuten Vorbereitungszeit, die Erzieherinnen hätten, seien nicht ausreichend, wenn man beispielsweise ein Bastelprojekt vorbereite. „Da hätte ich jede Menge Freizeit investieren müssen.“

Desweiteren sei der ständige Lärm in den großen Gruppen sowie die fehlende individuelle Förderung ein Ausstiegsgrund gewesen: „Ich begleite Kinder gern auf ihrem Weg und freue mich darüber, wie sie sich entwickeln. Das geht in einer kleinen Gruppe natürlich viel besser als in einer Einrichtung“, meint die Elberfelderin.

Damit ihre Schützlinge ausreichend Kontakt zu Gleichaltrigen bekommen, begleitet sie beispielsweise die Jüngsten in eine Krabbelgruppe und die Größeren auf den Spielplatz.

Dass in Wuppertal der Bedarf an Kinderfrauen gering ist, hat Iris Brügger festgestellt, als sie nach zehn Jahren den Arbeitgeber wechseln musste: „Würde ich in Düsseldorf wohnen, hätte ich sofort eine neue Familie gefunden, da stehen jeden Samstag Stellenanzeigen für Nannys in der Zeitung. So habe ich zunächst wieder in einer Kita gearbeitet.“ Jetzt hofft sie, bei ihren aktuellen Arbeitgebern die Kinder wieder bis in die Pubertät begleiten zu können.

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