Kind sein in Wuppertal

Wie lebt es sich als Kind in der Stadt und was fehlt aus Sicht der Eltern? Ein Überblick zum Weltkindertag.

Wuppertal. Wie haben sich die Geburten in der Stadt entwickelt? Sind die unter Dreijährigen gut versorgt und wie stehen die Aussichten auf einen Ausbildungsplatz? Zum Weltkindertag am Sonntag nimmt die WZ die Situation der Kinder unter die Lupe.

In Wuppertal geht die Zahl der Geburten seit Anfang der 1990er-Jahre kontinuierlich zurück. (1990: 4179 Geburten) Und die Stadt muss mit einem weiteren Rückgang der jungen Bevölkerung rechnen: Bis zum Jahr 2025 wird sich die Einwohnerzahl der Stadt voraussichtlich um rund 33500 auf 322.500 reduzieren. Bis zum 17. September kamen in diesem Jahr 1974 Kinder zur Welt. 2008 gab es insgesamt 2963 Geburten. Im Vergleich dazu kamen 2006 noch 3035 und im Jahr 2000 sogar 3440 Babys zur Welt.

70 Prozent der Kinder und Jugendlichen wachsen bei den leiblichen Eltern auf. Etwa 20 Prozent der Haushalte mit minderjährigen Kindern sind Haushalte von Alleinerziehenden. Obwohl die Familien mit einem Kind zunehmen, leben in Wuppertal rund 68 Prozent der Kinder mit mindestens einem Geschwisterkind zusammen. Zwölf Prozent der Familien sind kinderreich mit drei oder mehr Kindern. Von den rund 36.000 Familien mit Kindern haben gut 36 Prozent einen Migrationshintergrund, bei den unter Dreijährigen ist es sogar jedes zweite.

Das Armutsrisiko von Familien mit minderjährigen Kindern ist überdurchschnittlich hoch. In NRW sind im Schnitt 22 Prozent der Familien betroffen. Rund 15.500 Wuppertaler Kinder und Jugendliche unter 18 leben laut Familienbericht von Hartz IV, das ist etwa jedes vierte Kind. In der Statistik tauchen aber diejenigen nicht auf, deren Eltern Arbeitslosengeld bekommen, oder die trotz Arbeit ebenso wenig Geld zur Verfügung haben.

Die Gebühren für die Kita-Plätze in Wuppertal liegen laut Stadt im Mittelfeld. Bestes Beispiel ist allerdings Düsseldorf: Dort hat man gerade als einzige Kommune in NRW die Kita-Gebühren für Drei- bis Sechsjährige abgeschafft. In Wuppertal steht das nicht zur Diskussion. Kostenlose Kita-Plätze sind eine freiwillige Leistung, deshalb darf die Stadt nicht auf die Gebühren verzichten. "Arme Kommunen haben damit zwangsläufig schlechtere Bedingungen für Familien als reiche", sagt Sozialdezernent Stefan Kühn. Bis vor einigen Jahren galten für die Tageseinrichtungen für Kinder in NRW noch landeseinheitliche Beiträge.

Rund 100 Tagesmütter - davon zwei Tagesväter - bieten 400 Plätze in der Kinderbetreuung an. Maximal fünf Kinder dürfen gleichzeitig betreut werden. Im Kern wird das Angebot von den Eltern der Ein- und Zweijährigen genutzt. Laut Stadt sind in der Tagespflege in allen Stadtbezirken noch vereinzelte Betreuungsplätze frei - allerdings nicht immer wohnortnah und zu den gewünschten Zeiten. Der Ausbau soll weitergehen. Die Versorgungsquote für die unter Dreijährigen liegt bei rund 22 Prozent. Bis 2013 soll bundesweit der Rechtsanspruch für die Betreuung ab dem ersten Lebensjahr gelten. "Wir haben noch einiges aufzuholen", sagt Kühn.

Insgesamt gibt es in der Stadt ausreichend Betreuungsplätze. Allerdings wird der Rechtsanspruch für die Betreuung der Drei- bis Sechsjährigen nicht überall erfüllt - im Elberfelder Süden und in Oberbarmen gibt es noch immer eine Versorgungslücke. Die Universität überlegt derzeit, weitere Plätze anzubieten. Laut Ratsbeschluss sollen in Oberbarmen städtische Kita-Plätze eingerichtet werden - entweder mit einem Neubau oder durch die Erweiterung einer bestehenden Einrichtung.

Die integrative Betreuung behinderter Kinder ist derzeit nicht sichergestellt. Wie berichtet, fehlen zirka 35 Plätze. Laut Stadt ist aber ein Ausbau in Etappen geplant. Es werden Gespräche mit den freien Trägern geführt.

Rund 3250 Betreuungsplätze werden im Offenen Ganztag angeboten. Damit liegt die Versorgungsquote laut Stadt bei 25 Prozent, die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. In manchen Schulen führen die Betreuungsvereine, die die OGGS organisieren, deshalb auch Wartelisten. Konkrete Zahlen darüber gibt es bei der Stadt aber nicht.

Von rund 3200 Schülern, die im vergangenen Jahr nach der vierten Klasse auf die weiterführenden Schulen wechselten, ging der Großteil auf das Gymnasium (36,91 Prozent). Etwa jeder vierte Viertklässler wechselte auf die Gesamtschule, 22 Prozent der Schüler entschieden sich für die Realschule und 16,42 Prozent für die Hauptschule.

600 Wuppertaler Jugendliche suchen derzeit noch nach einer Ausbildungsstelle.

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