Wuppertal Kein Zug nach irgendwo: Herausforderung für 94.000 Pendler

Immer mehr Menschen wechseln zur Arbeit in eine andere Stadt. Auch die Autofahrer werden in den Osterferien die Zugsperrung spüren.

Wuppertal: Kein Zug nach irgendwo: Herausforderung für 94.000 Pendler
Foto: dpa

Wuppertal. Ab Freitag Abend ist Wuppertal für zwei Wochen abgeschnitten vom Zugverkehr — ebenso in den sechs Wochen Sommerferien. Betroffen davon sind besonders die Pendler, die täglich von Wuppertal ins Umland müssen oder umgekehrt: Knapp 47.000 Menschen verlassen jeden Morgen die Stadt, ebenso viele reisen morgens an. Auch die Autofahrer unter ihnen werden die Sperrung spüren — durch den zusätzlichen Autoverkehr.

Wuppertal: Kein Zug nach irgendwo: Herausforderung für 94.000 Pendler
Foto: grhi

Die Zahl der Pendler hat in den vergangenen Jahren stets zugenommen, insbesondere derjenigen, die von Wuppertal aus zur Arbeit ins Umland starten: Zum Stichtag 30. Juni 2016 waren es genau 46.673 Auspendler und damit knapp 7000 mehr als noch vor vier Jahren. Die Zahl der Einpendler stieg von 43.450 auf 46.804, ein Zuwachs von knapp 3400.

Wuppertal: Kein Zug nach irgendwo: Herausforderung für 94.000 Pendler
Foto: Anja Tinter

Wer davon welches Verkehrsmittel nimmt, darüber gibt es keine Zahlen. Das Landesamt für Statistik hat nur Zahlen, die alle Arbeitswege — auch die innerhalb einer Stadt — berücksichtigen. Danach nutzten 2012 rund 77.000 Wuppertaler (61,2 Prozent der Beschäftigten) das Auto für den Weg zur Arbeit, 28.000 Wuppertaler (22,1 Prozent) nahmen Busse und Bahnen, etwa 16.000 (12,9 Prozent) gingen zu Fuß. Das Fahrrad kam in der Statistik noch nicht vor — das hat sich möglicherweise dank der Nordbahntrasse verändert.

Man darf gespannt sein, wie viele Zugfahrer während der Sperrung aufs Auto umsteigen. Sie und die Ersatzbusse für den Zugverkehr werden die Straßen zusätzlich belasten — und das bei weiteren Baustellen auf A46 und A1 sowie der Sperrung der B7 zumindest noch während der Osterferien.

Das lässt auch Thomas Wängler, Sprecher der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid, skeptisch auf die nächsten Wochen sehen. Wie sich das auf die Wirtschaft auswirkt, „kann man vorher nicht absehen“, meint er. „Klar ist, dass es für Pendler schwierig wird.“ Einige hätten ihren Urlaub auf die Zeit der Sperrung gelegt, um sich einen Teil des zusätzlichen Stresses zu ersparen. Er habe auch aus einigen Unternehmen gehört, dass Mitarbeiter nach mehr Teilarbeit für die Zeit gefragt haben. „Aber in der Produktion geht das natürlich nicht.“

Schwierig werde es für den Güterverkehr, der ja auch die A46 nutze, um die gesperrte Leverkusener Brücke zu umfahren. Wichtig sei, nach den Osterferien Ansätze zur Optimierung für die Sommerferien zu suchen. Die Sperrung sei „auf jeden Fall unangenehm“, aber auch „unabwendbar“. Immerhin habe die Bahn versprochen, dass das neue Stellwerk dann funktioniert und es weitere Sperrungen nicht gibt. „Sonst hätten wir dieser Sperrung nicht zugestimmt.“

Osterurlaub hat sich auch Axel Sindram von Pro Bahn genommen, der sonst für seinen Weg zur Arbeit von Vohwinkel bis Düsseldorf Zug und Fahrrad kombiniert. 45 Minuten braucht er von Tür zu Tür. Im Sommer wird er wohl die gesamte Strecke radeln. „Dafür habe ich mir ein Pedelec gekauft“, gibt er lächelnd zu. Wenn er bisher mal mit dem Rennrad fuhr, hat er 70 bis 90 Minuten gebraucht. Wenn es regnet, wird er die Bahnverbindung über Solingen nehmen — und ebenso lang unterwegs sein. Von Kollegen mit der gleichen Strecke weiß er, dass sie mit dem Auto bis Mettmann fahren, dann in die Regiobahn umsteigen. Einige bilden auch Fahrgemeinschaften. „Aber dass sich jemand auf den Schnellbus verlässt, habe ich noch nicht gehört.“

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