JVA-Neubau: Millionen-Angebote für Grundstücke am Erbschlö

Einem Kläger gegen die JVA wurden bis zu 2,2Millionen Euro geboten. Das Land NRW als Bauherr habe damit nichts zu tun, heißt es dazu aus Düsseldorf.

Wuppertal. Rätselraten auf den Südhöhen: In den vergangenen Tagen wurden Besitzern von Grundstücken am Erbschlö offenkundig hohe Geldsummen für ihr Land geboten. Noch ist allerdings unklar, welchen Hintergrund diese Kauf-Offerten in der Nachbarschaft zum geplanten Jugendgefängnis genau haben. "Vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb stammen die Angebote jedenfalls nicht", erklärt BLB-Sprecher Dietmar Zeleny in Düsseldorf auf WZ-Nachfrage.

In der vergangenen Woche sei er gleich zwei Mal auf sein Grundstück am Erbschlö angesprochen worden, berichtet unterdessen Christoph Janthur im Gespräch mit der WZ. Janthur ist seit zwei Jahren dort zu Hause, führt als Gärtnermeister vor Ort einen Betrieb für Garten- und Landschaftsbau - und ist ein erklärter Gegner des JVA-Neubaus auf den Südhöhen.

Angesprochen wurde der 47-Jährige, der gegen das Bauprojekt zwei Klagen eingereicht hat, von einem Geschäftsmann, der ihm eine Visitenkarte mit der Adresse einer Unternehmens-Niederlassung in Düsseldorf überlassen hat. Beim ersten Gespräch wurde Janthur nach eigenen Angaben eine Million Euro für sein Grundstück geboten, wenige Tage später war dann mit einem Mal von 2,2 Millionen Euro für gut 3400 Quadratmeter die Rede.

Was den Gärtnermeister stutzig werden ließ, war der Umstand, dass der Geschäftsmann offensichtlich über Hintergrund-Informationen verfügte, "die ihm in dieser Form eigentlich nicht zugänglich sein können." So habe der Mann unter anderem die Klageschrift gegen den JVA-Neubau dabei gehabt. "Und die ist nur eine Sache zwischen Klägern und Beklagten."

Auf die Frage, warum man sein Land eigentlich aufkaufen wolle, habe der fremde Besucher aus Düsseldorf von der Planung einer Straße gesprochen, sagt Janthur. Zum einen dränge sich angesichts zugänglich gemachter Hintergrund-Informationen der Verdacht "einer Querverbindung zum BLB" auf. Zum anderen lasse das Vorgehen darauf schließen, dass man mit ihm womöglich "einen Kläger wegkaufen möchte".

Beides weist man beim BLB in Düsseldorf auf Nachfrage entschieden zurück: Zum einen sei der Kauf von Grundstücken seitens des Landes längst abgeschlossen, betont Zeleny, zum anderen habe man niemanden mit der Unterbreitung solcher Angebote beauftragt. Auch von einer weiteren Wegverbindung sei angesichts der bereits angelegten Baustraße parallel zum Erbschlö "keine Rede".

Für die WZ war der besagte Geschäftsmann aus Düsseldorf auch gestern nicht erreichbar - und bei der Stadt sorgt der Fall ebenfalls für Stirnrunzeln: Nicht auszuschließen seien mit Blick auf die geplanten, großen Neuansiedlungen Grundstücks-Spekulationen, schätzt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Ein Zusammenhang mit dem geplanten Lückenschluss zur A1 sei angesichts der Lage auch nicht zu erkennen.

Die Wuppertaler Grünen - sie machten auf die Millionen-Offerten aufmerksam - sprechen von einem Vorfall, den man mit Blick auf die Diskussion um die umstrittenen Landesbaustellen überprüfen werde, erklärt Bürgermeister Lorenz Bahr im Gespräch mit der WZ. Dort führten die Recherchen noch zu keinem klaren Ergbnis

Christoph Janthur hat den Besucher aus Düsseldorf jedenfalls an seinen Anwalt verwiesen - und bleibt bei seiner Kritik an den geplanten Landeseinrichtungen: "Der Eingriff in die Landschaft ist und bleibt ein Ding der Unmöglichkeit. Das ist nicht vertretbar - und dagegen wehren wir uns auch weiterhin."

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