„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, weiterzumachen“

Nach einem Jahr Pause wegen des Mordes am Stifter-Ehepaar wird am 16. Juni wieder der Springmann-Preis vergeben. Stiftungsvorstand Eckhard Arens erklärt, was anders sein wird als früher.

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, weiterzumachen“
Foto: Uwe Schinkel

Die Umstände können kaum dramatischer sein. Während am Landgericht darüber verhandelt wird, ob der eigene Enkel am Mord an Christa und Enno Springmann beteiligt gewesen ist, vergibt die Springmann Stiftung am 16. Juni im Mahler-Saal der Historischen Stadthalle den Kulturpreis, den das Ehepaar gestiftet hat. Die Veranstalter laden erstmals alle interessierten Wuppertaler zur Preisverleihung ein. Und das ist nicht das Einzige, was die 19. Preisvergabe von den 18 vorherigen unterscheiden wird, wie Stiftungsvorstand Eckhard Arens im Gespräch mit der WZ ankündigt.

Herr Arens, der Springmann Preis hat ein Jahr Pause gemacht. Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Vergabe fortzusetzen?

Arens: Als wir von dem schrecklichen Mord hörten, haben wir entschieden, aus Gründen der Pietät gegenüber dem Ehepaar Springmann die Preisvergabe auszusetzen.

Aber am 16. Juni findet sie nun wieder statt.

Arens: Ja, auch das ist wohlüberlegt. Wir wissen nicht, wie lange der Prozess noch dauert. Deshalb haben wir uns nach intensiven Gesprächen in Vorstand und Beirat gegen eine Verlängerung der Pause entschieden.

Haben die dramatischen Ereignisse um das Stifter-Ehepaar Christa und Enno Springmann die Auswahl der Preisträger schwieriger gemacht?

Arens: Nein, das Verbrechen und die laufende Gerichtsverhandlung haben das Verfahren in keiner Weise beeinflusst.

Es ist Tradition, dass die Preisträger erst am Tag der Vergabe öffentlich bekannt werden. Nun ist einer der Preisträger, der Wiener Sängerknabe aus Wuppertal, Torben Sippel, als Träger des Nachwuchspreises in einem Anzeigenblatt bereits genannt worden. Endet die Tradition damit?

Arens: Darüber waren wir nicht gerade erfreut. Es war und ist nicht geplant, die Preisträger vor der festlichen Preisverleihung öffentlich zu benennen.

Und sonst bleibt alles, wie es war?

Arens: Nein. Es gibt schon eine Reihe von Veränderungen. Um allen interessierten Wuppertalern die Teilnahme zu ermöglichen, sind wir vom wunderschönen, aber relativ kleinen Kronleuchter-Foyer des Opernhauses in den Mahler-Saal der Historischen Stadthalle umgezogen. Im Hindemith-Saal ist anschließend die Möglichkeit, mit den Preisträgern und untereinander bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch zu kommen. Wir hoffen, dass viele Wuppertaler kommen. Die Preisverleihung wird umrahmt durch musikalische Beiträge von besonders qualifizierten Studierenden der Musikhochschule in Wuppertal. Darüber freue ich mich ganz besonders.

Wer wird reden?

Arens: Grundsätzlich wir bei uns nur kurz geredet. Es geht ja um die Preisträger, die von Laudatoren in jeweils fünf Minuten vorgestellt werden. Der Kulturdezernent überbringt ein Grußwort der Stadt Wuppertal. Bisher hat Enno Springmann den Tag immer genutzt, den Kulturpolitikern Wuppertals die Leviten zu lesen. Das kann er ja nun nicht mehr, leider. Statt vieler Reden präsentieren die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler einen kurzen Ausschnitt ihres Schaffens.

Was kostet der Eintritt?

Arens: Der Eintritt ist frei. Wir wollen möglichst vielen Wuppertalern sehr spannende, interessante und sympathische Künstlerinnen und Künstler präsentieren.

Wie finden Sie diese Künstler eigentlich immer?

Arens: Vorstand und Beirat halten ihre Augen und Ohren offen, sind in der professionellen und freien Kulturszene unterwegs, erhalten zahlreiche Anregungen, schriftlich, telefonisch und per e-Mail. Eine wichtige Quelle ist die fast tägliche und ausführliche Berichterstattung der WZ über das Kulturleben in unserer Stadt. Vorstand und Beirat treffen die Auswahl. Die Entscheidung ist in der Regel einstimmig.

Das kann aber dauern.

Arens: Nein. Es hält sich in Grenzen. Diesmal haben wir zwar intensiv diskutiert, aber nach wenigen Sitzungen einstimmig entschieden.

Wie ist der Preis dotiert?

Arens: Wir konnten 17 000 Euro vergeben, wobei der Nachwuchspreis mit 2000 Euro dotiert ist. Damit ist der Springmann-Preis einer der höchst dotierten Kulturpreise in Wuppertal.

Der in gewisser Weise jetzt vom Rotary Club Wuppertal vergeben wird?

Arens: Sehr indirekt. Enno und Christa Springmann haben in der Satzung der Stiftung festgelegt, dass Vorstand und Beirat der Stiftung vom Rotary Club Wuppertal und seinem Partnerclub, dem Inner Wheel Club in Wuppertal, gewählt werden. Damit tragen Rotary und Inner Wheel eine ganz besondere Verantwortung für die Stiftung, die unabhängig und selbständig entscheidet.

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