Jagd auf die „Lichtgestalt der Steuerfahnder“

Per Haftbefehl jagen die Schweizer Peter Beckhoff vom Barmer Finanzamt — doch der bleibt gelassen.

Barmen. Er ist entspannt. Peter Beckhoff spricht mit ruhiger und sanfter Stimme, auch wenn er nicht viel sagt. Zumindest nicht über Dienstliches. Beckhoff ist der Leiter des Finanzamtes für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung in Barmen — und derzeit macht er bundesweit Schlagzeilen. Die Schweizer fahnden mit einem Haftbefehl nach ihm, weil er derjenige war, der die Daten-CD für 2,5 Millionen Euro gekauft hat, um deutschen Steuersündern auf die Schliche zu kommen. Der Vorwurf: Verletzung des Bankgeheimnisses.

Wie fühlt er sich, jetzt, wo er selbst gejagt wird? Peter Beckhoff fragt zurück: „Wie soll ich mich fühlen?“ Wird er weiter Steuersünder jagen, oder wird sein Jagdinstinkt durch den Schweizer Haftbefehl gebremst? „Es geht alles so weiter wie bisher“, antwortet er und fügt an : „Jagdinstinkt, das hört sich so überhöht an.“ Das Wort gefällt dem Fahnder nicht und überhaupt: Weitere Informationen zur Schweiz, Steuersündern und deutschen Finanzbeamten, die gibt es nur im NRW-Finanzministerium.

Beckhoff gibt sich zugeknöpft. Ein Interview? Keinesfalls, das sagt er unmissverständlich. Sein Reich ist das der Verschwiegenheit. Das ist verständlich, geht es doch um horrende Summen, nach denen die Barmer Fahnder suchen, ob auf Konten in Liechtenstein oder in der Schweiz.

Beckhoff, er wohnt in Bochum, gilt als eine „Lichtgestalt der Steuerfahnder“, wie ein Ex-Kollege in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung schwärmt.

Kein Wunder: Bereits 1994 war der Volljurist dabei, als in Frankfurt und Düsseldorf die Räume der Dresdner Bank durchsucht worden waren. Die Bank half damals dabei, Geld nach Luxemburg zu verschieben.

Beckhoff war auch mit von der Partie, als Ende der 1990er Jahre die Wuppertaler Fahnder Kundendaten der Liechtensteiner Bank LGT im Wert von vier Millionen Euro kauften. Hunderte Strafverfahren wurden eröffnet, das Fürstentum stand im Kreuzfeuer der Kritik — knapp 100 Millionen Euro an Zinsen, nachgezahlten Steuern und Strafzinsen brachte der Coup dem deutschen Staat ein.

Damals hatten die Wuppertaler Fahnder mit Michael Lauber, dem Geschäftsführer des Liechtensteiner Bankverbands, einen Kontrahenten, der entschieden handelte, um den Kleinstaat zu schützen. Dieser Lauber ist kurioserweise seit dem 1. Januar 2012 der Schweizer Bundesanwalt. Aus dem Gejagten wurde der Jäger: Lauber erließ den Haftbefehl gegen Beckhoff und zwei weitere deutsche Steuerfahnder, wie die Basler Zeitung berichtet.

Beckhoff bleibt gelassen. Etwa 70 Mitarbeiter führt er von Barmen aus in den Kampf gegen die Steuerhinterziehung. Im Zuge seiner Ermittlungen arbeitete er sowohl mit dem Bundesnachrichtendienst als auch mit der Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft zusammen, um dem deutschen Fiskus Millionen zu bringen. Kann er diesen Job weiterhin so erfolgreich wie bisher ausführen, trotz der Turbulenzen? „Ich wüsste nicht, was sich ändern sollte“, sagt er ganz gelassen.

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