Wuppertal Islamisten-Szene im Bergischen wächst: Anschlag auf Wuppertaler Polizei geplant?

Wuppertal. Islamisten sollen 2015 einen Anschlag auf die Wuppertaler Polizei geplant haben — das hat vergangenen Dienstag der Kronzeuge (23) in einem Prozess am Oberlandesgericht Celle ausgesagt.

Wuppertal: Islamisten-Szene im Bergischen wächst: Anschlag auf Wuppertaler Polizei geplant?
Foto: dpa

Dort stehen derzeit fünf Männer aus der Islamisten-Szene vor Gericht, darunter ein Iraker (33), genannt Abu Walaa, der als die zentrale Führungsfigur des IS in Deutschland gilt. Der Kronzeuge berichtete von den Anschlagsplänen, offizielle Auskünfte von den Behörden dazu gibt es nicht.

Die fünf Angeklagten sollen junge Menschen islamistisch radikalisiert und in die IS-Kampfgebiete geschickt haben. Vor einem Jahr wurden sie festgenommen. Das war möglich, weil sich der jetzt als Kronzeuge auftretende junge Mann der Polizei stellte. Er hatte sich ebenfalls als IS-Kämpfer anwerben lassen. Nach seinem Einsatz wandte er sich jedoch vom IS ab und meldete sich bei der Polizei.

Jetzt ist er im Zeugenschutzprogramm, vor Gericht trat er verkleidet auf. Und berichtete, dass er damals vor die Wahl gestellt worden sei, im Nahen Osten zu kämpfen oder in Deutschland Anschläge zu verüben. Zu diesen Anschlägen habe auch der auf die Wuppertaler Polizei gehört. Einer der Angeklagten habe gesagt, er habe dafür bereits Pistolen mit Schalldämpfer besorgt.

Nach Angaben des Zeugen sollte die Tat eine Racheaktion für den harten Zugriff eines Polizeikommandos gegen ihn und einen weiteren Islamisten sein, der beim Auftritt der sogenannten Scharia-Polizei in Wuppertal 2014 dabei war. Er habe die Teilnahme am Anschlag aber abgelehnt, weil seine Ausreise zum IS bevorstand.

Zu den möglichen Anschlagsplänen sagen Polizei, Verfassungsschutz und die Generalbundesanwaltschaft nichts. Die Wuppertaler Polizei erklärt nur allgemein, wegen der weltweiten verschärften Sicherheitslage seien die Sicherheitsmaßnahmen in Wuppertal — wie anderswo auch — verstärkt worden. So wurde die Staatsschutz-Dienststelle der Wuppertaler Polizei verstärkt, es gab neue Sicherheitswesten und Maschinenpistolen für die Beamten. Und im Rahmen der Renovierung des Polizeipräsidiums wurde unter anderem der Zugang zum Gebäude mit einer Schleuse abgesichert.

„Die salafistische Szene „behalten wir im Blick“, betont Polizeisprecher Stefan Weiand. Zur Szene im Bergischen Städtedreieck gehören inzwischen nach Auskunft des Innenministeriums rund 250 Personen, „wovon nicht alle gewaltbereit sind“, sagt Ministeriumssprecher Wolfgang Beus. Aber er bestätigt, dass die Größe der Szene leicht zugenommen hat. Im März 2016 hatte das Ministerium die Zahl noch mit rund 200 Personen angegeben.

Aus dem Bergischen seien rund 20 Personen in das IS-Kampfgebiet ausgereist, die Zahl der Rückkehrer sei „keine Handvoll“, so Sprecher Beus. Auch er betont: „Wir beobachten sie intensiv.“

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