Iran-Krise trifft Wuppertaler Firmen

Angesichts drohender US-Sanktionen dürften auch lokale Unternehmen jetzt die Geschäftsbeziehungenüberdenken.

Iran-Krise trifft Wuppertaler Firmen
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Egal, ob Außenminister Heiko Maas (SPD) und seine Europäischen Kollegen eine Lösung für den Umgang mit dem Atomabkommen mit dem Iran finden: Am Ende dürften die Unternehmen den USA folgen und die Geschäftsbeziehungen in den Iran aufgeben. Auch in Wuppertal und dem Bergischen Land. Denn hier ist die Wirtschaft stark exportorientiert - und damit an sanktionsfreiem Handel über Grenzen hinweg interessiert. Also wenig daran, mit Sanktionen durch die USA belegt zu werden.

Nach dem einseitigen Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran haben die USA für den 6. August und den 4. November das Wieder-Inkrafttreten von Sanktionen angekündigt. Die treffen einerseits den Iran direkt. Andererseits auch Unternehmen und Iran-Geschäfte ohne direkte US-Verbindung — und somit auch Unternehmen bei uns.

Für die ist der Iran noch gar nicht so ein wichtiger Partner, rein statistisch. Laut aktuellen Zahlen der Bergischen Industrie und Handelskammer gab es 2017 eine Exportquote von 56,1 Prozent allein bei Wuppertaler Unternehmen. Im gesamten Bergischen Raum waren es 51,3 Prozent. Die Landeszahlen in NRW liegen mit 44,4 Prozent deutlich darunter. Wie viel die Unternehmen aus der Region davon in die USA oder den Iran exportieren, lässt sich nicht genau aufschlüsseln. Die Zahlen für NRW vom Landesinstitut IT NRW zeigen einen deutlichen Überschuss in Richtung USA. Die Ausfuhr wird mit 12,24 Milliarden Euro gen USA angegeben, die Ausfuhr Richtung Iran mit 613 Millionen. Auf ganz Deutschland bezogen liegt das Handelsvolumen mit dem Iran bei etwa drei Milliarden Euro und mit den USA bei etwa 110 Milliarden. Um die Geschäfte mit den USA nicht zu gefährden, dürften also die mit dem Iran geopfert werden.

IHK-Präsident Thomas Meyer ärgert das. Es habe viele Kraftanstrengungen gekostet, die Beziehungen wieder aufzubauen. Es mussten Gesprächspartner gesucht werden, Angebote erarbeitet und erste Geschäfte abgeschlossen. Mit den Sanktionen der USA werde das alles hinfällig. Das sei umso ärgerlicher, weil das Abkommen, das die USA aufgekündigt haben, ja der Verhinderung der atomaren Bewaffnung gegolten habe.

Daria Stottrop leitet den Geschäftsbereich International bei der Bergischen IHK. Sie sagt, es werde schwierig für Unternehmen, selbst wenn sie weiter mit dem Iran handeln wollen, weil auch Banken mit Sanktionen belegt würden, über die die Geschäfte abgewickelt werden. „Alle Banken müssen sich zwei Mal überlegen, ob sie noch helfen können“, sagt sie. Das habe weitreichende Folgen für die Geschäftsbeziehungen in den Iran, die erst seit 2016 langsam wieder aufgenommen worden waren. Sie weiß von Unternehmen, die im Iran Geschäftspartner haben. Aktuell wolle sich aber keines selbst in der Presse zu Wort melden.

Jürgen Steigel, Sprecher der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände, geht davon aus, dass Unternehmen nach Geschäftsinteressen entscheiden werden, wie sie mit den Partnern im Iran umgehen — also, dass sie abwägen, was sie mehr Geld kosten würde. Die Beziehungen abbrechen wolle kein Unternehmen, versichert er. Deswegen müsse auch eine politische Lösung her.

Prof. Paul J.J. Welfens von der Bergischen Universität, Experte für internationale Wirtschaftsbeziehungen, versteht die Verunsicherung bei den Unternehmern. Er sagt aber, die Folgen des Problemfalls Iran seien überschaubar für das Bergische Land. Der Fall sei aber ein schlechtes Signal für die Wirtschaft - auch weil er zeige, dass die EU nicht in der Lage ist, die Finanzwirtschaft und die Unternehmen abzuschirmen.

Unter den Vorzeichen habe auch der Iran wenig Anlass, „begeistert an dem Abkommen festzuhalten“, sagt Welfens.

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