Interview: „Erst wurden wir ausgelacht, und jetzt sollen wir zahlen“

Peter Vaupel, Chef der Sparkasse, ärgert sich über die Banken-Abgabe und weitere finanzielle Begehrlichkeiten.

Wuppertal. Herr Vaupel, irgendwie hat man das Gefühl, Ihnen will jeder an die Brieftasche. Die Stadt, das Land, die Bundesregierung. Ist das richtig?

Vaupel: Ja, das ist richtig. Ich möchte Folgendes dazu sagen: Bei der Rettung der privaten Banken ist die Bundesregierung in der Pflicht gewesen. Alles, was die Landesbanken betrifft, sollten die Länder regeln. Diese Vereinbarung hat es gegeben. Jetzt wissen wir alle, dass auch die Länder nicht im Geld schwimmen. Also, was machen die Länder? Sie schielen zu den Kommunen, wie so häufig. Da leidet ja auch Wuppertal drunter. Und was macht die Stadt? Die fragt: Wer hat denn noch ein bisschen Geld? Und dann liegt das Augenmerk auf der Sparkasse. Daher war es klar, dass die deutschen Sparkassen für die Rettung der Landesbanken den Preis zahlen müssen.

Vaupel: Ja, wenn ich mir die 19 Städte in NRW anschaue, die ein Haushaltssicherungskonzept vorlegen müssen, dann verstehe ich auch die Kämmerer, die Geld von den Sparkassen abzweigen möchten.

Vaupel: Es wäre ja schön, wenn ich das Geschäftsergebnis für 2010 heute schon exakt vorhersagen könnte. Das kann ich natürlich nicht. Wenn wir das Ergebnis kennen, werden wir darüber beraten, wie viel wir der Stadt geben können. Wir haben mit der Stadtspitze vereinbart, dass wir jedes Jahr über die Höhe sprechen werden.

Vaupel: Ja, aber man muss verstehen, dass die Stadt eine Berechnungsgrundlage haben muss. Wir werden jedes Jahr von Neuem über eine Ausschüttung sprechen.

Vaupel: Woher soll man es nehmen?

Vaupel: Zirka 200 000 Euro im Jahr. Aber: Es ist schon merkwürdig, dass die Sparkassen an der Finanzmarktkrise beteiligt werden, obwohl sie doch eine stabilisierende Kraft waren. An der Krise hatten doch die Sparkassen und Volksbanken überhaupt keinen ursächlichen Anteil.

Vaupel: So ist es.

Vaupel: Ja, das ist so.

Vaupel: Wir haben in langen und schwierigen Verhandlungen einen guten Kompromiss gefunden. So dass keine Sparkasse in NRW wegen der Rettung der WestLB in eine schwierige Situation geraten wird. Wir haben, bildlich gesprochen, ein Sparbuch angelegt und wir werden 25 Jahre einen bestimmten Betrag dort einzahlen. Nach zehn Jahren werden Sachverständige dieses Sparbuch analysieren. Dann werden die Risiken der WestLB neu bewertet und es wird geklärt, ob das angesparte Geld noch gebraucht wird. Ist das nicht der Fall, fließen die Gelder wieder in die Sparkassen zurück.

Vaupel: Ja, aber daran glaubt keiner. Ich glaube aber auch nicht daran, dass die Beträge, die derzeit diskutiert werden, tatsächlich in Anspruch genommen werden. Die erste Garantie über fünf Milliarden Euro hat bisher erst dazu geführt, dass 300 Millionen Euro in Anspruch genommen wurden. Seit Februar 2009 ist nichts mehr dazu gekommen, das lässt schon hoffen. Vielleicht wird es am Ende des Tages gar nicht so schlimm wie zuerst befürchtet.

Vaupel: Nicht wohl. Wir haben es ja in der Finanzmarktkrise geschafft, etwas Stabilität in den Finanzverbund hineinzubringen. Wir haben uns nicht dazu hinreißen lassen, risikoreiche Geschäfte zu tätigen und sind dafür ja auch häufig ausgelacht worden. Wir galten doch als die langweiligen Sparkässler vor Ort. Jetzt sollen wir aber zahlen, das ist eine unerfreuliche Situation.

Vaupel: Ich glaube, dass wir in der Tat genügend Kräfte in der Stadt haben, die ausreichende Innovationen in ihren Köpfen haben und wir merken in vielen Gesprächen, dass sich auch aus dem Bereich der Universität einiges in Richtung Stadt bewegt. Das heißt, qualifizierte Existenzgründungen, neue Produkte und Erweiterungen von Firmen sind die Folge. Viele Unternehmer machen sich Gedanken um die Fortentwicklung dieser Stadt. Ich finde, wir sollten mutig in die Zukunft schauen. Ich glaube, wir können auch den Trend der Abwanderung zumindest ein Stück weit stoppen. Ob wir ihn umkehren? Da muss man schauen.

Vaupel: Etwa die Wohnbebauung am Scharpenacken. Dort sind schon eine ganze Menge Häuser verkauft. Oder aber die Leuchtturmprojekte Nordbahntrasse und Junior Uni. Das sind Signale, die mich hoffnungsvoll stimmen.

Vaupel: Die Stadt darf nicht nur an die freiwilligen Aufgaben gehen, auch bei den Pflichtaufgaben muss gespart werden. Dass das Land helfen muss, steht außer Frage. Und wenn unsere Schulden dann auf Null gesetzt worden sind, dann dürfen wir um Gottes Willen nicht mehr so weitermachen wie bisher.

Vaupel: Ja, alleine wegen der Gestaltungsmöglichkeiten. In dieser Stadt kann man als Kämmerer einiges bewegen. Das ist der wichtigste Job, neben dem Oberbürgermeister, in dieser Stadt.

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